„Reech eng Hand“

Der Kommentar zum Sonntag von Patrick de Rond (25.9.2016)

Lk 16, 19-31

An diesem Sonntag bietet uns das Evangelium ein interessantes Gleichnis. Jesus schildert die sozialen Ungerechtigkeiten der Welt, die wir auch ohne Weiteres auf Luxemburg heute übertragen können. Jesus beschreibt sie detailliert.

Es scheint ihm sehr wichtig zu sein, den Menschen aufzuzeigen, dass diese Ungerechtigkeiten gegen den Schöpferwillen Gottes gerichtet sind und sie Konsequenzen über das irdische Leben hinaus haben. Menschen an den Abgründen des Lebens stehen zu lassen, selbst aber in Saus und Braus leben, dies lässt sich nicht mit Gott vereinbaren.

Das Evangelium rüttelt uns auf. Ist es nicht ein Spiegelbild unserer Gesellschaft? Auf der einen Seite jene, die ein angenehmes, abgesichertes Leben führen, auf der anderen Seite die, die nicht genug zum Leben haben. Nun kann es zwei Methoden geben, mit dieser Situation umzugehen. Im Gleichnis sehen wir, dass der Reiche sich nicht um den Armen kümmert, ihn nicht beachtet, ihn ignoriert. Für ihn endet dies in der Hölle. Natürlich wird es immer Unterschiede zwischen den Menschen geben, auch im wirtschaftlichen Bereich. Doch über diese Unterschiede hinweg sehen, Menschen in ihrem Leid ignorieren, ist Sünde! Zum Verhängnis wurde dem Reichen, dass er sich nur seinem Leben zuwandte, seinem persönlichen Genuss. Alles andere spielte für ihn keine Rolle. Ja, der Reiche hasste Lazarus nicht einmal. Wie auch? Er hat ihn nicht einmal wahrgenommen, beschäftigt mit sich selbst, für das Schöne und Gute blockiert, ohne Mitgefühl.

Jesus hat uns durch sein Leben gezeigt, wie wir handeln sollen. In den Evangelien finden wir viele Episoden, in denen Jesus seine Hand gereicht hat. Er ist mit den Menschen in Kontakt getreten, hat sich mit ihrer Situation auseinandergesetzt. Was wäre gewesen, wenn der Reiche feinfühlig gewesen wäre? Dann hätte er Mitleid mit Lazarus gehabt, und dieser hätte nicht zu hungern brauchen. Aber ihm fehlte das Einfühlungsvermögen, er war nicht in der Lage, sich in die Situation des anderen hineinzuversetzen.

Seit über einem Jahr ruft das Projekt „Reech eng Hand“ Christen in Luxemburg auf, die Flüchtlinge, die nach langer, beschwerlicher Flucht in Luxemburg angekommen sind, in den Blick zu nehmen. Dem Beispiel Jesu folgend, sind wir eingeladen unsere Hand zu reichen. Mit offenen Augen in unserer Gesellschaft leben und nicht, wie der Reiche im Gleichnis, kaltherzig und ohne Blick für jene, die am Rand unserer Gesellschaft leben. Diesem Aufruf sind viele Menschen aus unseren Pfarrverbänden nachgekommen. Sie engagieren sich in der Begleitung von Flüchtlingen, sind in Sprachkursen aktiv, helfen Flüchtlingen eine Wohnung und Perspektive zu geben. Sie haben die Lehre, die Jesus durch dieses Gleichnis vermitteln wollte, in die Tat umgesetzt.

Im Jubiläum der Barmherzigkeit sind wir eingeladen, die Werke der Barmherzigkeit neu zu entdecken. Barmherzigkeit ist die Bedingung unseres Heils, so Papst Franziskus in der Verkündigungsbulle zum Heiligen Jahr. Die Barmherzigkeit ruht im Herzen eines jeden Menschen, und sie bestimmt, wie wir aufrichtig für alle anderen offen sind und auf sie zugehen. Barmherzigkeit nimmt den Mitmenschen unmittelbar wahr und wendet sich ihm konkret zu. Die Werke der Barmherzigkeit führen zur Mitte des Glaubens, sie setzen die Lehre aus dem heutigen Gleichnis in konkretes Handeln um. Ich lade Sie ein, die Zeit und Impulse des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit zu nutzen und mit offenen Augen durch Luxemburg zu gehen und jenen eine Hand zu reichen, auf die auch Jesus zugegangen wäre.

Quelle: Luxemburger Wort

 
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