Sicherheit oder Frieden

Der Regard protestant von Volker Strauss (5.3.2017)

In den letzten Monaten ist der Ruf nach der Erhöhung der Rüstungsanstrengungen in Europa lauter geworden. Man spricht mit Blick auf Entwicklungen von Russland und angesichts amerikanischer Forderungen gerne von Bedrohung, Sicherheit und Widerstandskraft. Truppen und Material werden schon seit längerem bewegt, verschoben und erweitert. Neue Kooperationen werden angebahnt und es scheint allgemeiner Konsens zu werden, dass die orientierende Kraft einer positiven Vision von „Frieden“ verloren gegangen ist. Die gesellschaftliche Verankerung von Frieden auf der Basis von Vertrauen, gewaltfreiem Interessenausgleich und eines gerechten Friedens scheint zu verschwinden.

Militäreinsätze haben in den letzten Jahrzehnten nie zur Lösung von Konflikten beigetragen sondern letztlich nur zu noch größerem Leid geführt. Wenn mehr Soldaten und mehr Material gefordert werden, dann heißt das nichts anderes, als dass man aufrüstet und eine erhöhte Bereitschaft erkennbar ist, Krieg zu führen. Es mag die Börse freuen, und manche Anleger, und womöglich gibt es auch ein paar Arbeitsplätze mehr. Aber es sollte zumindest die Jugend von heute interessieren, dass politische und militärische Führungseliten mit ihnen rechnen, denn ohne die Jugend gibt es keinen Krieg, und ihr Leben und ihre Zukunft stehen bei diesen Veränderungen auf dem Spiel.

Es wäre sinnvoller, mit friedlichen Mitteln einen Beitrag dafür zu leisten, die weltweite Ungerechtigkeit abzubauen, den Klimawandel zu verlangsamen und Instrumente der Krisenprävention und der zivilen Konfliktbearbeitung auszubauen. So wird Flucht und Terror der Nährboden entzogen, und schwache Staaten können stabiler werden. Es ist gerade in Zeiten zunehmender Konfliktbereitschaft notwendig, für Frieden und Gerechtigkeit einzustehen, und eine offene Diskussion darüber zu führen, dass Frieden ein Konzept ist, das allen Menschen dient. Wer heut nur noch von Sicherheit spricht, muss sich abgrenzen von denen, die vermeintlich die eigene Welt unsicher machen. Der Gedanke vom Frieden ist etwas anderes, da ist der Nächste nicht ein Fremder vor dem ich mich schützen muss, sondern mit dem ich friedlich zusammen leben will. In christlicher Perspektive beten wir wohl tatsächlich nicht so sehr für Sicherheit, sondern für den Frieden, das umfasst natürlich auch Sicherheit, aber nicht nur. Frieden ist mehr als Sicherheit und wir sollten uns nicht mit weniger zufrieden geben.

Der Autor ist Titularpastor der Protestantischen Kirche von Luxemburg.

 
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