Juhannus – Mittsommernacht

Regard protestant von Katri Oldendorff (03.07.2016)

Vergangenes Wochenende stand mein Heimatland drei Tage lang still. Beinahe ganz Finnland hatte sich ans Meer, an einen der über 180 000 Seen, auf eine Insel oder aufs Land zurückgezogen. Es war wieder einmal Juhannus – Mittsommernacht. Und Mittsommernacht ohne Sommerhausidylle, Sauna, Natur, Wasser und vor allem das Zusammenkommen von Freunden und Familie ist einfach keine Mittsommernacht. Oft schon gleich nach Weihnachten stellen wir uns auf Juhannus ein. Planen, verwerfen Pläne, planen erneut – wo und mit wem wir das Johannisfest feiern werden. Aber feiern wollen wir es unbedingt ! Das Fest läutet unseren Sommer ein, den wir uns von ganzem Herzen herbeisehnen, so sehr wir auch den Winter und Schnee lieben.
An Juhannus feiern wir Finnen den Sommer und das Licht. Wir danken für die aufblühende Natur und Energie, die die Sonne uns rund um die Uhr uns schenkt. Wir danken für die Bindung zu anderen Menschen. Wir danken für all das, was Finnland für einen jeden von uns darstellt. Juhannus ist nicht nur ein Mittsommernachtsfest, sondern auch das Fest der finnischen Flagge. So bedeutend, dass die Flagge die ganze nachtlose Nacht von Freitag auf Samstag im (hoffentlich) sommerlich warmen Wind wehen darf.
Juhannus ist ein Fest der Freude ! Und im kirchlichen Kontext ein Fest, das an Johannes den Täufer erinnert. „Gott ist gnädig“, dies bedeutet der Name, den die Eltern Elisabeth und Zacharias als Dank und Lob auf Gott ihrem lang ersehnten Sohn gaben. Auf den sie wegen ihres hohen Alters kaum noch zu hoffen wagten. So steht es im Lukasevangelium. Gott für seine Gnade zu danken, sich seines Segens zu erfreuen, sich ganz auf ihn zu verlassen und in seine schützenden Hände zu begeben, das leben uns Elisabeth und Zacharias vor. Und was passt an Mittsommer besser in den hohen Norden als ein himmelhochjauchzendes Dankeschön an Gott für seine Gnade und seinen Segen, die er uns mit der Sonne, den nachtlosen Nächten und der grünenden Natur schenkt. Dank für einen Moment der Ruhe, den er uns mitten im Strudel der Zeit bereitet.
„Wo ich hier so auf dem See rudere, sind mir die Ufer noch nie so entzückend erschienen. Dazu die alles ausfüllende Stille, die nur vom lieblichen Gesang der Singdrossel und dem Gefühl der Einsamkeit, die die Nacht mit sich bringt, unterbrochen wird. Das 
alles fließt in die Seele des 
Betrachters. Er spürt in sich diese tiefe, verborgene Bindung an die Natur und das Leben. Als zöge der helle Glanz der Nacht in die Augen von uns Menschen.“ So drückt der finnische Nationaldichter Sakari Topelias in seinem Werk Unser Land (1875) sein Mittsommernachtsempfinden aus – voller Dank für die Wunder der Natur, den 
Segen und die Gnade, die Gott uns beschert.

Katri Oldendorff, Leiterin und Seemannspastorin der Finnischen Seemannsmission in der Benelux-Union
 
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