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Ich bin stolzRegard protestant von Arie van den Dries (16.10.2016)![]() Was heißt eigentlich „in die Kirche gehen“ ? Man geht (meistens) am Sonntag zu einer bestimmten Zeit in ein bestimmtes Gebäude, wo man zusammen geistliche Lieder singt. Es wird für die Not der Menschen und der Welt gebetet. Die Bibel wird aufgeschlagen, es wird ein Text aus dem Alten Testament und einer aus dem Evangelium gelesen, manchmal auch aus den Apostelbriefen. Man hört der Predigt zu, in der versucht wird, die gerade vorgelesenen Texte für die Anwesenden in Bezug auf den aktuellem Kontext zu erklären. Anschließend spendet man bei der Kollekte großzügig für einen guten Zweck. Manchmal wird gemeinsam das Abendmahl gefeiert. Unsere katholischen Mitchristen feiern in jeder Messe die Eucharistie. Und zum Schluss empfangen alle den Segen. Das war es dann bis zum nächsten Sonntag. Man könnte den ganzen Ablauf eines Gottesdienstes als eine Art religiöses Theater sehen, das jede Woche mit wechselndem Inhalt vorgeführt wird. So geht man Woche für Woche, Jahr für Jahr auf dem gewohnten Weg weiter. Manchmal fühlt sich das wie ein Trott an ; manchmal ist aber der Gottesdienst eine besondere Stunde in der Woche, in der man sich mit anderen als irdischen Dingen beschäftigt. Man kehrt tief in sich ein und/oder konzentriert sich mit Ehrfurcht auf die Art und Weise, wie Gott das Wohlergehen auf der Erde geschaffen hat und instand hält. Wenn man richtig darüber nachdenkt, kommt man zu der Erkenntnis, dass Gott niemals der Urheber des Elends auf der Erde sein kann. Er kann nicht die Naturkatastrophen hervorrufen, denn die ereignen sich ja gemäß natürlicher und physikalischer Gesetze. Genau so wenig kann Gott für Kriege und Unterdrückung verantwortlich gemacht werden, denn diese tun sich die Menschen ja gegenseitig an. Trotzdem wird während der Gottesdienste das Wohlergehen und das Leiden von Mensch und Welt stark betont. Viele Menschen fragen sich : reicht es denn, wenn ich Geld spende ? Habe ich damit meine Pflicht als Christ erfüllt ? Aus diesem Grund bin ich stolz auf einige Mitchristen in meiner Pfarrgemeinde der Niederländischen Protestantischen Gemeinschaft (NPG) : als die Flüchtlingskrise immer größer wurde, haben sie sich zusammengesetzt und bei der Caritas und dem Roten Kreuz nachgefragt, ob und wie sie die Not der nach Luxemburg eingereisten Flüchtlinge lindern könnten. Ebenso spontan haben sie für zwölf Flüchtlingskinder einen Ausflug nach Echternach organisiert, mit Trampolinspringen und anderen Aktivitäten. Einige Monate später organisierten sie für Flüchtlinge des Heimes in Marienthal eine Grillparty. Es waren keine Heldentaten, von denen in der Zeitung groß Bericht erstattet wurde ; aber es waren Initiativen im sozialen Bereich, die in Anlehnung an die Gebete für die Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten entstanden. Es war eine logische Schlussfolgerung, die das Nachdenken über das Gebot der Nächstenliebe aus dem Evangelium zuließ. Ich bin richtig stolz auf Menschen, die derartige Initiativen ergreifen ! Der Autor ist Pfarrer der Niederländischen Protestantischen Gemeinschaft in Luxemburg. Quelle : Luxemburger Wort |