Der Altar der Kirche von Berdorf

aus dem Pfarrbrief 5/22


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Foto: © Tom Osborne

Das Titelbild dieses Pfarrbriefs (5/22) zeigt uns ein Detail des Hochaltars der Kirche von Berdorf. Der Bau der Berdorfer Kirche wurde Ende der 1820iger Jahre angefangen. Am 11. Januar 1831 wurde der römische Viergötterstein in die neue Kirche überführt. Dieser Stein diente von nun an in der Kirche als Unterbau für den Hochaltar. Doch zu sehen war er damals nicht, da er vollständig von der Holzverkleidung des Hochaltars ummantelt war. Das blieb auch so bis einige Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. 1957 wurden bei einer Restauration die Schäden aus dem Krieg beseitigt und dann auch der Chorraum der Kirche neugestaltet.

Der Hochaltar aus dem Jahr 1883 wurde abgebaut und durch einen neuen, sehr schlichten Altar ersetzt. Dieser Altar besteht nur aus einer festen Steinplatte, welche von vier Säulen getragen wird. Unter der Steinplatte ist nun der Viergötterstein mir seinen vier Darstellungen der Götter Minerva, Herkules, Apollo und Juno sichtbar. Er wurde damals allerdings aus ästhetischen Gründen gedreht, so dass heute die Göttin Minerva den Menschen zugewandt ist. Doch das ganze Unternehmen von 1957 hatte auch eine sehr unschöne Schattenseite. Der Viergötterstein wurde entgegen allen Warnungen aus Denkmalschutzgründen fest in die Stufen des neuen Altars einbetoniert. Der Fuß des Steins ist somit nicht mehr sichtbar und wohl auch auf immer beschädigt. Prof Jean Schoos schreibt in seinem Artikel, dass dies eine doch unverzeihliche Geschichte ist. Dem kann man nur zustimmen.

Interessant ist und bleibt es allerdings, dass dieser alte Kultstein aus der Römerzeit in einer Kirche erhalten ist. Vor 1831 diente er schon in der Vorgängerkirche als Unterbau. Er ist eine Erinnerung an die Verehrung von Göttern aus der Römerzeit und somit auch ein „sprechender Zeuge(n) der ältesten Religionsgeschichte unsers Landes“. Es ist schon sehr beachtlich, dass dieser alte Altar aus der Römerzeit bis heute erhalten blieb. Er gilt als „Zeuge(n) des vorzeitlichen Kunst- und religiösen Sinnes, als Monument(e) der Geschichte ...“ Jean Engling vermutet, dass in der alten Pfarrkirche noch weitere römische Götterstatuen gestanden haben und die christlich uminterpretiert waren. So eben auch eine vermutliche Jupiterstatue, die wahrscheinlich über dem Viergötterstein thronte, und die man früher als eine Abbildung von Gott Vater ansah. Sie wurde unter Kaplan Mayres aus der alten Kirche entfernt.

Über dem jetzigen Altarstein steht ein schlichter Tabernakel, der gleichfalls als Aussetzungsthron diente. Dahinter ist ein schlichtes Gitter angebracht, welches mit einem Behang den Eingang zur Sakristei verdeckt. Ursprünglich standen keine weiteren Statuen auf dem Altar. Zur Zeit von Pfarrer Braun wurden zwei Engelstatuen angeschafft, die links und rechts in Anbetungsstellung auf das Allerheiligste hinweisen. Der Chorraum wird seit der Renovierung von einem riesigen Mosaik dominiert. Es zeigt die Kreuzigung Jesu mit Maria und Johannes unter dem Kreuz. Rechts ist das Opfer Isaaks dargestellt und links der opfernde König Melkisedek.

Der Chorraum der Kirche von Berdorf verbindet sehr anschaulich die religiösen und gläubigen Ansichten der Menschen über mehrere Jahrtausende: die Opferszenen aus dem Alten Testament der Bibel, der Viergötterstein aus der Römerzeit, das Kreuzopfer Jesu und dann eben die moderne Gestaltung des Altars zur Feier der Messe. Mich hat diese Verbindung immer wieder begeistert und zum Nachdenken angeregt. Diese doch sehr ungewöhnliche Kombination aus verschiedenen Zeiten und Kulturen zeigt uns, dass der Mensch immer wieder versucht hat seinen Glauben zu leben und ihm Ausdruck zu verleihen in der künstlerischen Darstellung seiner Zeit. Glaubensvorstellungen früherer Zeiten wurden neu interpretiert und umgedeutet, aber eben nicht einfach vernichtet. Das muss uns auch heute zu denken geben. Möge uns diese Kombination daran erinnern und ermahnen, dass wir auch in unserer Zeit darauf bedacht sein sollen, die Werte der Vergangenheit würdig zu bewahren und zu schätzen, und nicht einfach achtlos, was früheren Zeiten wichtig war, als wertlos abzutun.

Carlo Morbach

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