Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern

Der Friede als Frucht der Gerechtigkeit

„Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern“
Der Friede als Frucht der Gerechtigkeit

Prophetentext Jesaja 2,1-5

Fragen zur Lektüre in Gemeinschaft

  • Welcher Satz erstaunt mich oder spricht mich besonders an? Warum?
    • Wer steigt auf den „Berg des Herrn“ und warum?
    • Was symbolisiert „der Berg des Herrn“?
    • Was ist das Herz der Botschaft Jahwes an die Völker?

Zum besseren Verständnis von Jesaja 2,1-5

Jesaja 2,1-5 ist Teil der Texte, in denen der Prophet seinem Volk den Frieden verkündet (9,1-6; 11,1-9; 32,15-20), der durch Ungerechtigkeit und Korruption angeschlagen ist (1,21-23). Der Prophet ist überzeugt, dass Gott ihm die verhärteten Herzen zuwenden und sie dazu befähigen wird, in Gerechtigkeit und Treue zu leben (1,25-27). Dieses Versprechen betrifft nicht allein Zion oder Israel, sondern alle Völker mit denen Jahwe einen Bund eingehen will.

In einer noch ungenauen Zukunft strömen die Völker zur Gegenwart Gottes, hier durch den Berg [ In der Bibel symbolisieren Berge oft Orte der Begegnung zwischen Gott und Mensch. Man sah sie als Kontaktpunkte zwischen Himmel und Erde an. Auf den Gipfel eines Berges zu steigen ist das Symbol eines Weges der Reinigung, der auf das Treffen mit dem Göttlichen vorbereitet (vgl. Ex 19,20; Jes 2,2). ] Zion symbolisiert, auf dem sich der Tempel befindet. Sie suchen die Wege Gottes, seinen Willen und seine Gerechtigkeit. Jahwe wird durch sein Urteil Frieden zwischen den Völkern etablieren. Vor der Botschaft Gottes, die als Schiedsgericht zwischen den Nationen erkannt wird, sind die Menschen zu einem Neubeginn aufgerufen, der auch die Ablehnung kriegerischer Gewalt impliziert. Wie alle Völker ist auch das „Haus Jakob“  [1] dazu eingeladen, die Schwerter in Pflugscharen umzuformen (V. 4).
Folglich ist der Friede, den Gott gibt, nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern darüber hinaus handelt es sich um die Erwartung der göttlichen Gerechtigkeit: ein Leben in der Präsenz Gottes ohne Leiden und ohne Armut. Dies bedeutet die Umformung der Schwerter in Pflugscharen und der Lanzen in Winzermesser: Kriegswaffen werden nicht nur einfach zerstört, sondern in Werkzeuge, die dem Leben dienen, umgeformt.

Gaudium et Spes 78 im Licht von Jesaja 2,1-5

Fragen zum Leben in der Gemeinschaft

  • Welcher Satz erstaunt mich oder spricht mich besonders an? Warum?
    • Wie beleuchtet dieser Text Jesaja 2,1-5?
    • Inwiefern spricht dieser Text unsere heutigen christlichen Gemeinschaften an?

Aktualisierung

Nummer 78 der Konstitution Gaudium et Spes wagt es, den Frieden zu erläutern, wie die Kirche ihn in der Welt verbreiten will. In diesem Rahmen werden die beiden Texte des Propheten Jesaja zitiert (2,2-5; 32,17), die einzigen direkten Zitationen in der gesamten Konstitution. Dieser Verweis auf den Propheten Jesaja erlaubt es den Konzilsvätern zu präzisieren, dass für sie der Frieden nicht allein die Abwesenheit von Krieg ist, sondern vielmehr eine „Frucht der Gerechtigkeit“. Damit sich dieser Frieden erfüllt, sind die Menschen dazu aufgerufen, aktiv dazu beizutragen, indem sie am „gemeinsamen Gut der Menschheit“ arbeiten. Es handelt sich folglich darum, eine Gesellschaft, die auf dem Respekt der Würde des einzelnen Menschen und der Völker basiert, aufzubauen. Eine Gesellschaft, die nicht auf diesem Fundament gebaut ist, kann in „Abwesenheit von Krieg“ leben, aber sie wird strukturell gewalttätig sein [2]. Tatsächlich sterben sehr viel mehr Menschen an Hunger, Unterernährung beziehungsweise mangelnder Gesundheitsvorsorge als an Kriegen.

Die Konzilsväter setzen ihre Überlegungen über den Frieden fort, indem sie die Christen dazu aufrufen, dieses Anliegen des Aufbaus einer friedlichen Welt zu teilen, durch Zusammenarbeit mit den „friedliebenden Menschen“, die mit ihren Anstrengungen zur Geburt einer neuen Erde beitragen [3]. Ihre Wertschätzung gilt auch jenen gewaltfreien Mitteln, die im Dienst dieser Tätigkeit stehen: denn man kann keine friedliche Welt durch Gewalt aufbauen. Dies würde die Spirale der Gewalt wieder in Gang bringen. Dieses Engagement von Christen an der Seite von Männern und Frauen, die den Frieden bauen, erlaubt es den utopischen Traum, den Jesaja prophezeit, zu realisieren: „Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg.“.

[1„Haus Jakob“ ist eine andere Bezeichnung für das Nordreich, Israel. Jakob ist als Beispiel genannt, denn er versuchte in der Vergangenheit friedliche Regelungen zu finden und folglich nach der Gerechtigkeit Gottes zu leben (vgl. Gen 25,27; Gen 32,4-22; Gen 33,1-11).

[2Für die lateinamerikanischen Bischöfe ist Armut eine „Struktur der institutionalisierten Gewalt“ (vgl. Dokument von Medellín, 2,6).

[3In dieser Hinsicht sollen hier Gruppen erwähnt werden, die Gewaltlosigkeit lehren. Ihr Ziel ist es, die Gewalt an der Wurzel zu packen und eine neue Sprache zu finden, die auf Achtsamkeit beruht und Abwendung von Aggressivität ermöglicht. Ein solches Erlernen des Friedens, weit gestreut in allen gesellschaftlichen Strukturen, angefangen von den Schulen und anderen Lernorten, ist ohne Zweifel ein wirksames Mittel, um zu einer neuen sozialen Ordnung beizutragen (zum Beispiel: www.giraffarrah.eu, sortirdelaviolence.org).

 
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