Der Vater Jesu, ein Gott der Barmherzigkeit

Der Vater Jesu, ein Gott der Barmherzigkeit
1. Empfang (10´)
Liedvorschlag Wer nur den lieben Gott lässt walten
2. Austausch über das Wort Gottes (45´)
Lesen ausgewählter Texte und Austausch darüber

Die Haltung Jesu gegenüber den Armen und Geringgeschätzen, aber auch gegenüber dem Gesetz und dem Tempel, hebt seinen tiefen Glauben an einen barmherzigen Gottvater hervor, und auch seine Überzeugung, dass jedes menschliche Wesen in den Augen seines Vaters wertvoll ist (siehe Mt 6,25-34). Er spricht von Gott als seinem „Abba“, seinem „Papa/Vater“ (siehe Mk 14,36; Mt 11,25-26; Joh 3,35; 5,19-37a; 12,23-28) und von „unserem Vater“ (siehe Mt 6,9; 6,6; Joh 14,1-15,17). Maria sagt über den Vater: „er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen“ (siehe Lk 1,52), aber auch zugleich: „er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte“ (siehe Mt 5,45) [1]. Dieser Glaube mit seinen praktischen Konsequenzen, ist tief in der prophetischen Tradition Israels verankert. Allerdings wird er von den Autoritäten, als den Traditionen und dem Glauben Israels widersprüchlich wahrgenommen (siehe Mk 7,5).

Die drei Gleichnisse des Kapitels 15 des Lukasevangeliums drücken deutlich aus, wie Jesus seinen Vater begreift. Angesichts der Kritik der Pharisäer und Schriftgelehrten bezüglich des Verhaltens Jesu, der Steuereintreiber und Sünder trifft, und mit ihnen isst, werden hier drei Bilder Gottes vorgestellt, die die fast schon unsinnige Liebe Gottes zu jedem einzelnen menschlichen Wesen enthüllen. Im ersten Gleichnis handelt es sich um einen Hirten, der seine 99 Schafe in der Wüster zurücklässt, um das eine zu suchen, das verloren war (siehe Lk 15,4-7); im zweiten wird das Bild einer Frau gezeichnet, die sich darüber freut, dass sie die verlorene Drachme wiederfindet (siehe Lk 15,8-10); und schließlich finden wir uns einem Vater gegenüber, von dessen beiden Kinders eines weggegangen war (siehe Lk 15,11-32). In Vers 20 wird der Vater von Mitleid ergriffen und er rennt seinem Sohn entgegen fällt auf die Knie und umarmt seinem Sohn.

Für Jesus breitet sein Vater seine Barmherzigkeit über alle Menschen und Völker aus (siehe Joh 3,16-17).

Jesus sieht sich in der Kontinuität mit der prophetischen Tradition, die die väterliche Nähe Gottes des Schöpfers (Gen) und Befreiers (Ex) verkündet, der sich als den Leidenden und Kleinen nahe erweist. Für die Propheten ist Jahwe wie eine Mutter, die sich nach der Geburt eines Kindes durch die Liebe dazu verpflichtet fühlt, dieses Kind zu beschützen und zu ernähren (Num 11,12). Der zweite Jesaja sagt, dass das Volk schon im „rehem/Schoß /Uterus“ Jahwes durchdacht war. Aus dieser Rede leitet sich das Adjektiv rahum her, das verwendet wird, um Gott als „barmherzig“ zu beschreiben (siehe Ex 15,13; 34,6; Jer 3,12; Ps 110,4), das bedeutet, als einen Gott, der dieselben Gefühle seinem Volk gegenüber hat, wie eine Mutter, die die Bewegungen ihres Kindes im Uterus/Bauch spürt. Jesus erscheint häufig mit demselben Gefühl: „da hatte er Mitleid mit ihnen“ (siehe Mt 9,36; 20,34, Mk 1,41; 6,34; Lk 7,13). Tatsächlich bezieht sich, wie das Wort rahum auch, das griechische Verb splaxnisomai ebenfalls auf das Beben/Zittern des Schoßes/Uterus in einer schwangeren Frau.

Die Propheten beziehen sich auf eine Reihe von mütterlichen Bildern, um die liebende Beziehung Jahwes zu seinem Volk zu beschreiben:
- er wird mit einer „Gebärenden“ verglichen (Jes 42,14), mit einer „Mutter, die ihren Sohn tröstet“ (Jes 66,13), einer Mutter die ihren leiblichen Sohn nicht vergisst (49,15).
- Jeremia zögert nicht, sich auf diese Art der Liebe Jahwes zu seinem Volk zu beziehen: „deshalb schlägt mein Herz für ihn, ich muss mich seiner erbarmen“ (Jer 31,20).
- Und das vielleicht schönste Bild der mütterlichen Liebe Gottes zu seinem Volk ist das des Propheten Hosea (11,3-4) [2]
- Hosea vergleichtdie Liebe Jahwes mit mütterlichen Bildern aus der Tierwelt: eine Bärin, die von ihren Jungen getrennt ist … oder eine Löwin (Hos 13,8).
- In der gleichen Bewegung ruft der Psalm 131 Israel dazu auf, sich Gott anzuvertrauen „wie ein Kind den Armen seiner Mutter“, analog laden andere Psalmen Israel dazu ein, sich wie ein Küken „in den Schatten seiner Flügel“ zu retten (zu verkriechen) (siehe Ps 17,8; 36,8; 57,2; 61,5; 63,8; 91,4). [3]

Diese mütterliche Art, mit der Gott sich dem Menschen zuwendet, und die Paulus sehr gut auf dem Areopag ausdrückt: „denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir… Wir sind von seiner Art“ (Apg 17,28), ist die richtige Art, den ersten Teil des Glaubensbekenntnisses über den allmächtigen Vater zu verstehen (pantokrator): er ist es, der alles in seiner mütterlichen Liebe unterstützt.

Jesus erscheint häufig mit demselben Gefühl: „er wurde erschüttert“ / griechisch splaxnisomai leider oft übersetzt mit „da hatte er Mitleid mit ihnen“ (siehe Mt 9,36; 20,34, Mk 1,41; 6,34; Lk 7,13). Tatsächlich bezieht sich, wie das Wort rahum auch, das griechische Verb splaxnisomai ebenfalls auf das Beben/Zittern des Schoßes/Uterus in einer schwangeren Frau. Im Johannesevangelium wendet Jesus dieses mütterliche Gefühl auch auf sich selbst an, um seine Jünger zu trösten (siehe 16,21).

  • Welche der studierten Aspekte haben mich beeindruckt oder mich besonders erstaunt? Warum?
  • Inwiefern spricht dieser Austausch unsere christliche Gemeinschaft an?

3. Abschliessendes Gebet (5´)
Wiederholen des Eröffnungsliedes
Einladung zum freien Gebet
Vater unser

[1Die Kirchenväter haben diesen Satz oft interpretiert und ihn auf die Anwesenheit des Heiligen Geistes angewandt.

[2Leider wurde bei der Übersetzung des Wortes lehi/Oberkörper/Brust/Wange (V. 4) als „Wange“ und nicht als „Brust“ (in diesem Sinnes wird es beispielsweise in Rut 4,16 gebraucht) das Bild vermännlicht.

[3Für Johannes Chrysotomos enthüllt uns das Bild Jahwes als „Huhn“ „die feurige Liebe Gottes zu uns … nichts anderes als dies zeigt so eindrucksvoll den Schutz und die Vorsehung Gottes gegenüber seinem Volk“ (Homelie über Matthäus 74,3). In der synoptischen Tradition bedient sich Jesus diesem Bild, um seine Enttäuschung gegenüber seiner Ablehnung durch Israel Ausdruck zu verleihen (siehe Mt 23,37; Lk 13,34)

 
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