Was soll ich mit euren vielen Schlachtopfern?

Die Religion in einer Gesellschaft im Wandel

„Was soll ich mit euren vielen Schlachtopfern?“
Die Religion in einer Gesellschaft im Wandel

Prophetentext Jesaja 1,10-17

Fragen zur Lektüre in Gemeinschaft

  • Welcher Satz erstaunt mich oder spricht mich besonders an? Warum?
    • An wen wendet sich der Prophet (siehe Jes 1,1)? Warum nennt er die Adressaten „Herrscher von Sodom“ und „Volk von Gomorra“?
    • Welches Verhalten wird vom Propheten angeprangert und wozu ermahnt er?

Zum besseren Verständnis von Jesaja 1,10-17

In diesem Text richtet sich der Prophet, als Sprachrohr Gottes, an die Einwohner von Jerusalem, das er mit Sodom und Gomorra [1] gleichsetzt (1,1). Er prangert ihr falsches Kultverständnis an. Diese Kritik umfasst die Opferpraxis (V. 11), die Feste und Versammlungen (V. 14), und das Gebet. So wird eine Kultpraxis in Frage gestellt, die mechanisch und oberflächlich geworden ist. Ohne geschwisterliche Solidarität wird der Kult zu einer Beleidigung Gottes. Denn das Verhältnis zu Gott vollzieht sich nicht nur durch Opferriten oder Gebete, sondern durch eine innere Haltung und ein gerechtes Verhältnis zum Nächsten. Jesaja ermahnt dazu, die Gerechtigkeit zu suchen, und deckt die Schwächen des gesellschaftlichen Rechts auf, das nicht genügend schützt, weder die Schwachen (oft ausgebeutet von den Mächtigen), noch die Rechte der Witwen und Waisen auf der Suche nach einem Beistand.

Soziales Unrecht läuft dem Willen Gottes zuwider. Jene, die sich in den Dienst der Schwachen stellen und gegen Strukturen der Unterdrückung rebellieren, vollziehen einen Kult, der Gott gefällt. Die wahre Reinheit resultiert nicht aus Riten. Sie ist Frucht eines aktiven Verhaltens gegenüber den Geschwistern, die in Schwierigkeiten sind.

Gaudium et Spes 7 im Licht von Jesaja 1,10-17

Fragen zum Leben in der Gemeinschaft

  • Welcher Satz erstaunt mich oder spricht mich besonders an? Warum?
    • Wie beleuchtet dieser Text Jesaja 1,10-17?
    • Inwiefern spricht dieser Text unsere heutigen christlichen Gemeinschaften an?

Aktualisierung

Angesichts der zeitgenössischen Gesellschaft mitten im Wandel ist sich das Konzil der Unwiderruflichkeit dieses Phänomens bewusst. Es weiß auch, dass dieser Wandel die religiöse Praxis und die Stellung der Personen gegenüber der religiösen Institution grundlegend betrifft; einerseits schlägt es eine Art Reinigung dieser Praxis mit Bezug auf neue Errungenschaften des Wissens vor, und andererseits ein Überdenken der religiösen Verhaltensweisen, die die frohe Botschaft des Evangeliums zur Seite drängen. Die Konzilsväter wissen auch, dass einer der Gründe, die zur Zurückweisung der katholischen Religion führen, eine leere Religionspraxis sein kann, die äußerlich und ohne wirkliche Sorge für den Nächsten ist (vgl. GS 19,2). Die gegenwärtige Welt erwartet von der Kirche noch immer eine Öffnung über ihre häufige Tendenz, Personen und die Gesellschaft zu dominieren, hinaus. In diesem Sinne liefert das Konzil den Beweis für eine Haltung des wohlwollenden Zuhörens in Hinsicht auf die Jugend, wie auch gegenüber allen „Zeichen der Zeit“.

Zur Zeit Jesajas, wie auch zu allen Zeiten, müssen die Werte, Gesetze, Institutionen und Verhaltensnormen überdacht werden, um den Entwicklungen der Gesellschaft gerecht zu werden. Denn die Traditionen und Normen der Vergangenheit werden nicht alle der modernen Zeit angepasst. Darum sind die Eltern und Erzieher, wie auch jeder Einzelne, eingeladen, sich vom Propheten inspirieren zu lassen: eine kritische und konstruktive Haltung einzunehmen, in Bezug zur Wirklichkeit der Welt, der Gesellschaft und der Religion. Das Konzil befürwortet die persönliche Reflexion, die Suche und das Bewusstmachen, welche zu einer Überwindung von magischen und abergläubischen Anschauungsweisen der Religion führen, und eine lebendige Beziehung zu Gott und seinem befreienden Plan öffnen.

[1Sodom und Gomorra sind zwei Städte, die von Gott wegen ihres sittlichen Fehlverhaltens zerstört wurden (Gen 13,10. 13; 19,1). Ihre Vernichtung durch Feuer und Schwefel ist in der Bibel ein Musterbeispiel menschlicher Schuld und das Paradigma göttlichen Strafgerichts, indem der Gerechte verschont wird (Gen 19,29; vgl. Mt 10,15).

 
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