„Gott ist für Franziskus bunt“

Schwarz-Weiss oder bunt? Es bleibt spannend!

Auf Stoff gemalt Sr Irène Bock
Foto: Françoise Bock

„Gott ist für Franziskus bunt“


Auszüge aus dem Brief des Provinzials, Cornelius Bohl, zum Franziskus-Fest 2018

„Individualisierung ist ganz sicher ein Zeichen unserer Zeit. Den eigenen Lebensstil pflegen, unverwechselbar sein, auf dem Hintergrund der eigenen Geschichte individuell persönliche Entscheidungen treffen, das war wohl noch nie so angesagt wie heute. Da wird eine Gesellschaft bunt!“ …
Gleichzeitig gibt es aber auch einen gerade gegenläufigen Trend: Unterschiede werden als anstrengend, wenn nicht gar bedrohlich empfunden. Die Angst vor dem Anderen, dem Fremden nimmt zu. Statt differenzierter Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Perspektiven locken einfache Antworten. Klare Aussagen in Schwarz-Weiß sind bequemer als immer neue Orientierung in verwirrender Buntheit und Vielstimmigkeit. Die „Vereindeutigung der Welt“ hat das jemand genannt.“ …

„Wie hielt es Franziskus mit Schwarz-Weiß und Bunt? Ihr kennt die Geschichte: Franziskus hat sich einmal gefragt, wie der ideale Minderbruder aussieht. Da erwarten wir heute ein eindeutiges Profil als Ausweis einer corporate idendity. Franziskus tut genau das Gegenteil. Uniformität ist seine Sache nicht. Er liebt es bunt.“ …

„Auch Gott ist für Franziskus bunt. Das weiß schon sein erster Biograph: „Er stellte sich den höchst Einfachen in vielfacher Gestalt vor Augen.“ Beim Beten „stand er Rede und Antwort seinem Richter, dort flehte er zum Vater, besprach sich mit dem Freund, spielte mit dem Bräutigam.“ (2Cel 95) Gott ist immer neu und überraschend. Franz erlebt ihn als den „Höchsten“ und „die Demut“, allmächtig und geduldig, stark und sanft (vgl. LobGott) Gott ist ganz verschieden und alles zugleich.“ …

„Aber Buntheit ist mehr als gefällige Abwechslung. Es ist der Mut zum Ganzen, der nichts ausblendet. Zu solchem Buntsein gehört auch das Dunkle. Als Franziskus im Sonnengesang die Schöpfung besingt, quälen ihn Schmerzen. Fast blind, kann er die „bunten Blumen und Kräuter“ kaum noch sehen und muss seine entzündeten Augen vor Schwester Sonne schützen. Und er lobt Gott nicht nur für heiteres, sondern „jegliches Wetter“, also auch für feuchten Nebel, der nasskalt in die Knochen kriecht. Am Ende besingt er dann das Verzeihen, das Ertragen von „Krankheit und Drangsal“, die Annahme des Todes.“ …|

„Buntheit ist nicht Beliebigkeit. Sie steht für ein leidenschaftliches JA zur ganzen Wirklichkeit. Sie ist ein NEIN zu jeder Form von Ausgrenzung. Sie zielt auf Integration und Versöhnung. Der Respekt vor dem einzelnen mit seiner persönlichen Berufung lässt das Gemeinsame nicht auseinanderfallen, sondern stärkt es, weil wie bei einem Puzzle erst durch die vielen bunten Einzelteile das grosse gemeinsame Bild entsteht.“ …

„Ich höre von unserem kleinen Bruder aus Assisi eine doppelte Einladung:
• Gegen eine gefährliche Vereinfachung der Welt, die alles in Schwarz-Weiß sieht, die Menschen in Freund und Feind einteilt und das Fremde grundsätzlich als Bedrohung empfindet – provoziert er dazu, Respekt zu haben vor dem einzelnen mit seiner persönlichen Geschichte.
• Weil aber das Fremde mich nicht bedroht, sondern ergänzt, und nicht ich allein, sondern nur wir alle zusammen das Ganze bilden, mahnt er dazu, uns nicht eigenbrötlerisch ins Private zurückzuziehen, sondern aufeinander zuzugehen, Interessen füreinander zu haben und einander mitzutragen.
Das bleibt spannend!“ …
Freuen wir uns „über unsere persönliche und gemeinsame Berufung, über unsere Verbundenheit mit Christus,“ „über die vielen Menschen, mit denen wir Tag für Tag unsere Berufung leben.“

 
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