de fr

1866: Jubiläumsoktave in Luxemburg

150 Jahre Bistum – Wegmarken (17)

Nach der Bischofsweihe des Nicolas Adames 1863 folgte drei Jahre später mit der Feier des 200. Jahrestages der Erwählung der Maria Consolatrix Afflictorum zur Schutzpatronin der Stadt Luxemburg das nächste Großereignis der katholischen Kirche. 1666 hatten Provinzialrat, Landstände und Führer der Stadt Luxemburg auf Initiative des Jesuiten Alexander Wiltheim beschlossen, die Stadt unter den Schutz der Gottesmutter Maria, Trösterin der Betrübten zu stellen. Wenige Jahre später folgte dem das ganze Herzogtum Luxemburg samt der Grafschaft Chiny. Die Marienverehrung gewann unter den Bedingungen fortgesetzter Kriege, wiederkehrender Seuchen und regelmäßiger Hungersnöte große Bedeutung für die Bevölkerung. Trotz einer Phase der Stagnation in der Zeit der religionskritischen Aufklärung überdauerte die Oktave als wichtigstes Element der Marienverehrung auch die französische Revolution und erlebte innerhalb des jungen luxemburgischen Nationalstaats einen Aufschwung hin zur Nationalwallfahrt, den die Apostolischen Vikare Laurent und Adames entschieden vorantrieben. Darin wurden sie von Papst Pius IX. unterstützt. Anlässlich der Jubiläumsoktave stiftete dieser zwei goldene Kronen (eine für die Consolatrix, die andere für das Jesuskind in ihren Armen), die er durch einen Kurienkardinal, den Grafen Karl August von Reisach, nach Luxemburg bringen ließ. Der krönte dort am 2. Juli das Gnadenbild. Die Zeremonie strahlte weit über Luxemburg hinaus, wie sich an den teilnehmenden kirchlichen Würdenträgern ablesen lässt: Neben Kardinal von Reisach und dem Apostolischen Vikar Adames waren dies die Bischöfe von Metz, Trier, Lüttich und Namur sowie der Weihbischof von Trier.

Die Jubiläumsoktave war durch eine rege Beteiligung der Bevölkerung gekennzeichnet. Das betraf einerseits die Anfertigung bzw. Finanzierung von Weihegeschenken oder Restaurierungsarbeiten. So wurde der Votivaltar von den Handwerkervereinigungen der Stadt wieder in Stand gesetzt. Für das Geläut der zukünftigen Kathedrale wurde auf der Basis einer großzügigen Spende eine große Marienglocke angefertigt (sie fiel dem Kirchturmbrand von 1985 zum Opfer). Die Paramente wurden erneuert, ein eigenes Jubiläumskleid für die Consolatrix angefertigt. Andererseits strömten zehntausende Gläubige aus dem ganzen Land und dem benachbarten Ausland zu den Feierlichkeiten in die Stadt. Um die Pilgermassen zu steuern, erließ der Apostolische Vikar eine Anordnung (Bild 1) zur zeitlichen Taktung der aus dem Umland eintreffenden Prozessionen. Darin wurde auch vorgeschrieben, wie und wann die Pilger die Stadt wieder verlassen sollten. Die Unterbringung der länger in der Stadt verweilenden Kleriker stellte ein eigenes Problem dar. Der in Luxemburg-Eich residierende französische Vize-Konsul Eugène Mahon de Monaghan bot an, Geistliche bei sich unterzubringen, musste aber eingestehen, dass der gute Wille die ihm zur Verfügung stehenden Mittel übertraf (Bild 2). Man lebe derzeit selbst ein wenig wie Soldaten in einem Zeltlager, und an Küchenpersonal fehle es auch, so dass das Essen sehr mäßig sei. Aber es sei ihm eine Ehre, so Mahon, jeden an seiner Tafel zu empfangen, der sich von der schmalen Kost und einem schlechten Bett nicht abschrecken ließe. Den Text der Antwort, die laut Randvermerk des Apostolischen Vikars an den Vize-Konsul erging, kennen wir leider nicht, und es bleibt uns wenigstens bislang verborgen, ob und wie viele Geistliche das freundliche Angebot annahmen. Der Brief zeugt aber von der angesprochenen großen Teilnahme an der ohne Zweifel als Jahrhundertereignis zu bezeichnenden Jubiläumsoktave und von der Bereitschaft einer großen Zahl an Menschen, darunter selbst ausländische Diplomaten, einen persönlichen Beitrag zum Gelingen des Ganzen zu leisten.

DAL, PA.Luxemburg-Stadtgrund 12, Erlass des Apostolischen Vikars Nicolas Adames, Luxemburg, 1. Juni 1866, Seiten 1 und 4
DAL, PA.Luxemburg-Stadtgrund 12, Ordonnance du vicaire apostolique Nicolas Adames, Luxembourg, 1er juin 1866, pages 1 et 4
DAL, GV.Adames 6, Brief des französischen Vize-Konsuls Eugène Mahon de Monaghan an den Apostolischen Vikar Nicolas Adames, Luxemburg, 12. Juni 1866
DAL, GV.Adames 6, Lettre du vice-consul français Eugène Mahon de Monaghan au vicaire apostolique Nicolas Adames, Luxembourg, 12 juin 1866

Transkription zu Bild 2

[…]
Monseigneur,
Je viens d’apprendre que vous avez un
grand nombre d’ecclésiastiques à
loger pour le moment du Jubilé.
Nous sommes ici un peu campés
comme des soldats sous la tente,
toutefois si l’un de ces Messieurs
ne redoute pas un mauvais lit
pour quelques jours, nous serons
heureux de le tenir à la disposi-
tion; si, d’autre part, il ne
craint pas d’affronter une
cuisine d’aventure, car nous
sommes à peu près sans
cuisinière pour l’instant, ma

[Seite 2]

modeste, très modeste table sera
fort honorée de le recevoir.
Je vous soumets le cas, Mon
Seigneur, en vous priant
de bien considérer que
nous avons plus de bon
vouloir que de moyens
de bien faire.
Entièrement à la disposition
de votre Grandeur,
je le supplie de me croire
toujours son serviteur le
plus respectueusement dévoué
et affectionné.
Eugène Mahon
[…]

 
Service Kommunikatioun a Press . Service Communication et Presse
Äerzbistum Lëtzebuerg . Archevêché de Luxembourg

© Verschidde Rechter reservéiert . Certains droits réservés
Dateschutz . Protection des données
Ëmweltschutz . Protection de l'environnement