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1844: Aus St. Peter wird Notre-Dame – Eine Rückkehr zu luxemburgischen Wurzeln

150 Jahre Bistum – Wegmarken (9)

Die heutige Kathedrale Luxemburg – Notre-Dame hat eine wechselvolle Geschichte, die eng mit der Kirchen- und Landesgeschichte verbunden ist. Erbaut von den Jesuiten im 17. Jahrhundert, diente sie bis in das späte 18. Jahrhundert unter dem Titel der Unbefleckten Empfängnis als Ordenskirche. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens übertrug die Landesherrin, Kaiserin Maria Theresia, das Gebäude 1778 der Stadtpfarrei Luxemburgs, deren alte Pfarrkirche St. Nikolaus baufällig war. In diesem Kontext erhielt die Kirche einen neuen Titel, nämlich den der Heiligen Nikolaus und Theresia. In ihrer neuen Funktion wurde sie zum Mittelpunkt der ersten Jubiläumsoktav, die – aufgrund verschiedener Umstände mit drei Jahren Verspätung – 1781 gefeiert wurde.

Wie bereits mehrfach zuvor, wurde der Bau in den Revolutionskriegen der 1790er Jahre und endgültig infolge der Zerstörung der Glacis-Kapelle durch französische Truppen zum Aufbewahrungsort des Gnadenbildes der Maria, Trösterin der Betrübten. Unter der französischen Herrschaft wurde er zu einer Hauptkirche im Wälderdepartement, ihr Pfarrer Neunheuser zu einem Vorsteher der Luxemburger Kirche. Die revolutionäre Ideologie forderte die Abkehr vom Ancien Régime auch im Symbolischen, weshalb aus St. Nikolaus und St. Theresia nun St. Peter wurde – die Verbindung zur habsburgischen Kaiserin war gekappt.

Nach der Trennung von Frankreich und schlussendlich der Erringung der politischen und kirchlichen Unabhängigkeit des heutigen Großherzogtums vollzog sich abermals ein Wandel und eine Rückbesinnung auf Luxemburger Traditionen der Marienverehrung. Der Apostolische Vikar Jean Théodore Laurent förderte nicht nur die Marienoktav, sondern führte seine Pfarrkirche wieder zurück zu ihren Wurzeln, indem er ihr einen neuen, an den ursprünglichen anklingenden Titel gab: Unsere Liebe Frau von Luxemburg – Notre-Dame de Luxembourg.

Der Regierung teilte er die Umbenennung lapidar und in wenigen Zeilen mit, nicht ohne den Hinweis, dass die Benennung in St. Peter ohnehin „ne s’était pas fait jadis d’après les régles qui régissent la matière“. Mochte er darüber hinaus auch noch weitere, nicht näher spezifizierte „autres raisons canoniques et liturgiques“ anführen, war das Signal klar: Die Kirche Luxemburgs bestimmte über sich selbst und belebte ihren landestypischen Charakter neu, und dabei fragte sie die Regierenden, die sich in den vergangenen Jahrzehnten so oft in religiöse Belange eingemischt hatten, nicht um Erlaubnis.

DAL, GV.Korresp 1, S. 196, der Apostolische Vikar Laurent an Gouverneur de la Fontaine, Luxemburg, den 29.04.1844, Abschrift
DAL, GV.Korresp 1, p. 196, le vicaire apostolique Laurent au gouverneur de la Fontaine, Luxembourg, 29.04.1844, transcription
 
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