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O Mamm, léif Mamm do uewen, ech hunn dech eenzeg gär!“
400 Jahre der Verehrung der Consolatrix afflictorum
Mitten in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), wo in Europa – so auch im damaligen Herzogtum Luxemburg – Kriege, Hungersnöte, Verwüstungen und die Pest um sich griffen, sehnten sich die Menschen nach Hilfe und suchten Trost im Glauben. Um seinen Zeitgenossen in dieser schwierigen Situation zu helfen, stellte der Jesuit Jacques Brocquart (1588-1660) am 21. November 1624, dem Gedenktag Mariä Opferung, ein großes Holzkreuz vor den Mauern der Stadt Luxemburg auf – unweit des Neutors. Am 8. Dezember des gleichen Jahres, am Fest der Immaculata – genau vor 400 Jahren – zog er mit Studenten aus dem 1603 gegründeten Jesuitenkolleg zum Kreuz und ließ dort eine 73 cm hohe, aus Lindenholz geschnitzte Muttergottesfigur aufstellen. Pater Brocquart selbst gab der Muttergottesstatue den Titel „Consolatrix afflictorum“ („Trösterin der Betrübten“). Das Datum vom 8. Dezember 1624 gilt demnach als Geburtstag der Luxemburger Wallfahrt zur Trösterin der Betrübten.
Schnell wurde der Ort mit der Muttergottesstatue Anziehungspunkt vieler Hilfe- und Trostsuchender, so dass bereits 1625 mit dem Bau einer Kapelle auf dem Glacis-Feld vor der Stadt Luxemburg begonnen wurde. Die neu errichtete Kapelle, in der fortan das Gnadenbild ihren Platz finden sollte, wurde am 10. Mai 1628 durch den Weihbischof von Trier, Georg von Helfenstein (1599-1632), konsekriert. 1632 kam es zur ersten marianischen Wallfahrtswoche. Während acht Tagen wurden in der Kapelle Hochämter und Andachten zelebriert. Bereits 1639 war der Pilgerstrom so angewachsen, dass das Gnadenbild für acht Tage zur Verehrung in die 1621 konsekrierte Jesuitenkirche in die Stadt Luxemburg übertragen wurde. Nach Ende dieser festlichen Woche begleitete man in einer feierlichen Prozession die Trösterin zurück in ihre Kapelle. Dies ist wohl der Ursprung der bis heute bekannten Oktav-Schlussprozession.
Da der Pilgerstrom kommend aus der Stadt Luxemburg wie aus dem ganzen Herzogtum Luxemburg stetig zunahm, bedurfte die Glacis-Kapelle einer Vergrößerung. Die Konsekration des rechteckigen Anbaus erfolgte am 10. August 1642 durch den Trierer Weihbischof Otto von Sennheim (1601-1662).
Geplagt von Nöten und Sorgen, bedroht und verängstigt durch die stets außenpolitisch instabile Lage und die Bedrohung durch fremde Besatzungen, wandten sich auch in der Folgezeit die Menschen an die Trösterin und suchten ihren mütterlichen Schutz. So erwählte die Stadt Luxemburg am 10. Oktober 1666 die Trösterin zur ihrer Schutzpatronin und überreichten ihr symbolisch die Stadtschlüssel. Zwölf Jahre später folgten das Herzogtum Luxemburg und die Grafschaft Chiny dem Beispiel der Stadt Luxemburg. Am 20. Februar 1678 fand die Erwählung der Consolatrix afflictorum zur Landespatronin statt. Nach der Erwählung der Trösterin der Betrübten zur Patronin des Landes, veranstalteten jährlich in der 4. und 5. Osterwoche die Pfarreien und Dekanate des Herzogtums eine Wallfahrt zum Gnadenbild. (1898 wurde die Wallfahrtszeit um eine halbe Woche und 1921 um eine weitere halbe Woche verlängert.)
Im Jahre 1766, zum 100-jährigen Jubiläum der Trösterin zur Patronin der Stadt Luxemburg, wurde ihr ein besonders Geschenk gemacht: der bis heute zur Muttergottesoktave alljährlich aufgestellte Votivaltar.
Ein weiteres markantes Datum in der Geschichte der Stadt Luxemburg ist der 5. Juni 1795. An diesem Tag ergab sich die Stadt und wurde nach monatelanger Belagerung durch die französischen Revolutionstruppen eingeholt. Das Gnadenbild fand in der Zeit Zuflucht in der Jesuitenkirche, welche seit 1778 (5 Jahre nach dem Aufheben des Jesuitenordens durch Papst Clemens XIV.) zur Pfarrkirche erhoben wurde. Die Glacis-Kapelle wurde durch die Revolutionsarmee beschlagnahmt und diente bis zu ihrem Abriss im Jahr 1796 als Schlachthaus für die französischen Soldaten. Seit dieser Zeit steht das Gnadenbild definitiv in unserer heutigen Kathedrale, der früheren Jesuitenkirche, welche 1844 unter dem zweiten Apostolischen Vikar Jean-Théodore Laurent (1804-1884) in Liebfrauenkirche umbenannt wurde. Im gleichen Jahr gewährte Papst Gregor XVI. (1765-1846) auch ein vollkommener Ablass (für ewige Zeiten) für die gesamte Dauer der jährlichen Muttergottesoktave.
Höhepunkt des 200-jährigen Jubiläums der Erwählung der Trösterin zur Stadtpatronin war die Krönung des Gnadenbildes am 2. Juli 1866 durch den von Papst Pius IX. (1792-1878) entsandten Legaten, Kardinal Karl August Graf von Reisach (1800-1869).
Wurde die Trösterin von Anfang an immer wieder in Zeiten von Leid, Not und Krieg als Schutzpatronin angerufen, so sollte dies im 20. Jahrhundert eine ungeahnte Dimension durch die beiden Weltkriege erreichen. Vor allem während des Zweiten Weltkrieges (1940-1945) fanden viele Trost und Hilfe beim Gnadenbild in der Kathedrale oder vor den Abbildungen der Trösterin in den Kirchen und Kapellen des Großherzogtums. An der Front und in den Konzentrations- und Deportationslagern machten sich auch viele Mut mit den bekannten Wallfahrtsliedern. Direkt nach dem Krieg, wie in den darauffolgenden Nachkriegsjahren, herrschte eine patriotische Hochstimmung während der alljährlichen Muttergottesoktave. Die Muttergottesoktave wurde so „über das rein Religiöse hinaus [...], ein zentrales Einigungsband der Luxemburger Bevölkerung“. (zitiert aus: Hellinghausen, Georges: Kleine Diözesangeschichte Luxemburgs, S. 137)
Bis in unsere Gegenwart ist die Verehrung der Trösterin lebendig geblieben und die Muttergottesoktave der Höhepunkt des kirchlichen und religiösen Lebens unserer Erzdiözese. Die Wallfahrtszeit versammelt noch immer unzählige Pilger und Pilgerinnen aus Luxemburg und der Grenzregion in der Kathedrale beim Gnadenbild, um hier Ruhe, Hilfe und Schutz in den Wirren unserer Zeit und Trost im persönlichen Leben zu finden. Doch auch außerhalb der Oktave finden immer wieder Menschen aller Generationen den Weg zur Consolatrix – unter ihnen auch zwei Päpste. Im Mai 1985 weilte der heilige Papst Johannes Paul II. (1920-2005) für zwei Tage in Luxemburg und betete am 15. Mai in der Kathedrale vor dem Gnadenbild und am 26. September 2024 stattete Papst Franziskus (*1936) dem Großherzogtum einen offiziellen Besuch ab.
Bei dieser Gelegenheit eröffnete der Erzbischof von Luxemburg, Kardinal Jean-Claude Hollerich, das große Jubiläumsjahr der Trösterin, und der Papst überreichte dem Gnadenbild ein besonderes Geschenk: die Goldene Rose.
Möge die Verehrung der Consolatrix afflictorum, die Pater Jacques Brocquart am 8. Dezember 1624 vor 400 Jahren grundgelegt hat, im Jubiläumsjahr einen neuen Aufschwung erleben und weiterhin lebendig bleiben, und möge die Trösterin der Betrübten auch in Zukunft ihre schützende Hand über unser Volk, unser Land und unsere Luxemburger Kirche halten.
„Léif Mamm, du helleg Kinnigin! Looss all deng Kanner ëm dech sinn,
géi du mat hinnen Hand an Hand a seen eist Lëtzebuerger Land!“
Pater Jacques Brocquart stellt zusammen mit Studenten des Jesuitenkollegs das Gnadenbild der Consolatrix vor ein Holzkreuz
vor den Toren der Stadt Luxemburg auf (8. 12. 1624)
(Detail aus einem Bronzetor der Marienbasilika in Kevelaer
Foto + Artikel: Jean-Pierre Reiners)