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Das Heilige Jahr 2025: „Zeichen der Hoffnung schenken“
aus dem Parblat Dezember’24
Das Heilige Jahr 2025
„Zeichen der Hoffnung schenken“
Im Rahmen der diesjährigen Weihnachtsfeierlichkeiten eröffnet Papst Franziskus an Heiligabend feierlich das Heilige Jahr 2025, das er in seiner Verkündigungsbulle „Spes non confundit“ („Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen“) vom 9. Mai 2024 angekündigt hat. Dabei führt er eine Tradition weiter, die unter Papst Bonifatius VIII. (Pontifikat: 1294-1303) begonnen wurde. Dieser war es nämlich, der im Jahr 1300 das erste Heilige Jahr – ein christliches Jubeljahr – ausrief. In seinem Apostolischen Schreiben „Antiquorum habet fida relatio“ („Ein glaubwürdiger Bericht der Alten“) vom 22. Februar 1300, dem Fest der Kathedra Petri, betonte er: „In diesem eben begonnenen 1300. Jahr seit der Geburt unseres Herrn Jesus Christus und in jedem weiteren hundertsten Jahr sollen alle [...], die die Kirchen (des heiligen Petrus und des heiligen Paulus) ehrfürchtig besuchen und dabei wahrhaftig Buße tun und ihre Sünden bekennen oder dies später tun, nicht nur die volle und sehr reiche, sondern die vollkommene Vergebung ihrer Sünden erhalten.“ (Zitiert aus: Zander Pietro: Schwelle der Barmherzigkeit und der Vergebung. In: L’Osservatore Romano, Ausgabe 24/2024, S. 5.)
Die Bulle (päpstliches Schreiben) von Papst Bonifatius VIII. legte fest, dass das Jahr 1300 ein Jahr der Umkehr und der Demut sein soll, in dem jeder Rompilger ein vollkommener Ablass der Sündenstrafen erlangen werde, wenn er die Basiliken der Apostelfürsten Petrus und Paulus besuchen, seine Sünden bekennen, das Sakrament der Buße empfangen sowie an der Eucharistiefeier teilnehmen werde.
Mit dem ausgerufenen Jubeljahr knüpfte der Papst an eine alttestamentliche Tradition an, welche im 25. Kapitel des Buches Levitikus beschrieben wird. Im alten Israel war es üblich, dass in jedem 50. Jahr ein Jubeljahr gefeiert wurde. Während diesem Jubeljahr, welches mit dem Blasen des Widderhorns am zehnten Tag des Herbstmonats Tischri (nach unserer Zeitrechnung September-Oktober) nahe dem Fest Jom Kippur (jüdisches Versöhnungsfest) begann, lag die Erde brach, um sich bewusst zu machen, dass die Erde und ihre Früchte ein Geschenk Gottes sind, welche universal für alle bestimmt sind. Außerdem wurde in einem solchen Jubeljahr ein vollständiger Sündenerlass gewährt, die abgetretenen oder verkauften Ländereien an den ursprünglichen Besitzer zurückgegeben (Besitzausgleich) und die Sklaven frei gelassen. Somit wurde das Jubeljahr zu einem Erlassjahr der Schulden und Sünden und zu einem Neubeginn unter der Gnade und Führung Gottes.
Papst Bonifatius VIII. verfügte die Feier eines christlichen Jubeljahres alle hundert Jahre. Seine Nachfolger jedoch verkürzten im Laufe der Zeit die Abstände von einem Jubeljahr zum andern. Papst Clemens VI. (Pontifikat: 1342-1352) setzte den Zeitraum auf 50 Jahre herab (wie es der alttestamentlichen Tradition entsprach), und Papst Urban VI. (Pontifikat: 1378-1389) legte den Zeitabstand auf 33 Jahre fest – zum Gedenken an die Lebensjahre von Christus. Unter Papst Paul II. (Pontifikat: 1464-1471) wurde der Zeitraum wiederum geändert und auf 25 Jahre festgesetzt – eine Tradition, die bis heute gilt.
Ein weiterer Brauch, der unter Papst Alexander VI. (Pontifikat: 1492-1503) eingeführt wurde und bis heute besteht, ist die Öffnung der Heiligen Pforten aller vier großen päpstlichen römischen Basiliken im Heiligen Jahr: Petersdom, Lateranbasilika, Basilika Sankt Paul vor den Mauern und Santa Maria Maggiore. Im Heiligen Jahr 1500 konnten die Rompilger erstmals durch diese vier Heiligen Pforten schreiten und einen vollkommenen Ablass ihrer Sünden erwirken, sich mit Gott versöhnen lassen und unter seiner Gnade einen Neubeginn wagen. Somit wurden (bis heute) die Heiligen Pforten zum Symbol, welches die Worte von Jesus Christus aus dem Johannesevangelium sichtbar und erfahrbar werden lässt: „Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden.“ (Joh 19,9a)
Neben der aus dem Alten Testament kommenden bereits beschriebenen Tradition des Jubeljahres, lässt sich auch im Neuen Testament eine weitere Wurzel des christlichen Jubeljahres finden, und zwar in der Szene, wo Jesus in der Synagoge in Nazareth aus dem Buch Jesaja vorliest: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.“ (Lk 4,18-19) Auch in diesen biblischen Worten wird der Gedanke des Jubeljahres als Gnadenjahr, Erlassjahr und Neubeginn wieder aufgegriffen – ein Gedanke, den auch Papst Franziskus in seiner Verkündigungsbulle zum Heiligen Jahr 2025 zum Ausdruck bringt. Für ihn beginnt ein Neubeginn im Zeichen der Hoffnung. So schreibt er: „Möge das Heilige Jahr für alle eine Gelegenheit sein, die Hoffnung wieder aufleben zu lassen.“ (Spes non confundit, 1) Zeichen der Hoffnung braucht unsere Welt und Zeichen der Hoffnung braucht jeder in seinem persönlichen Leben. So werden wir vom Papst aufgerufen, „zu greifbaren Zeichen der Hoffnung für viele Brüder und Schwestern zu werden, die unter schwierigen Bedingungen leben“. (Spes non confundit, 10)
Zeichen der Hoffnung müssen den Gefangenen gebracht werden, „die bei Entzug ihrer Freiheit, jeden Tag neben der Härte der Haft auch die emotionale Leere, die auferlegten Einschränkungen und in nicht wenigen Fällen einen Mangel an Respekt erleben“. (Spes non confundit, 10)
Zeichen der Hoffnung brauchen die Kranken. Ihr Leiden und ihr schweres Schicksal sollen durch Pflege, Nähe und Zuwendung gelindert und erträglicher werden. (vgl. Spes non confundit, 11)
Zeichen der Hoffnung dürfen ebenfalls bei den Migranten, den vielen Flüchtlingen, Exilanten und Heimatvertriebenen nicht fehlen. Auf der Suche nach einem besseren Leben flüchten sie vor Krieg und Gewalt und verlassen Familien und Heimat in der Hoffnung auf ein besseres und friedlicheres Leben. (vgl. Spes non confundit, 13) In diesem Zusammenhaft ruft der Papst zum Einsatz für einen dauerhaften Frieden auf. „Die Dringlichkeit des Friedens fordert uns alle heraus und verlangt von uns konkrete Projekte. Die Diplomatie darf in ihrem Bemühen nicht nachlassen, mutig und kreativ Verhandlungsräume für einen dauerhaften Frieden zu schaffen.“ (Spes non confundit, 8)
Zeichen der Hoffnung erwartet die jüngere Generation – die Kinder und Jugendlichen, deren Träume oft zerplatzen, weil sie keine Lebensperspektive haben, den Sinn des Lebens nicht mehr finden und orientierungslos in den Tag hineinleben. Als letzte Konsequenz gleiten viele in „dunkle Abgründe“. (vgl. Spes non confundit, 12) Dazu kommt, dass viele – wegen der Zukunftsängste, fehlender Garantien bezüglich Arbeit und sozialer Absicherung und des hektischen Lebens – ohne Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft blicken. Als Konsequenz nennt der Papst „den Verlust des Wunsches, das Leben weiterzugeben“. (Spes non confundit, 9)
Zeichen der Hoffnung brauchen auch die älteren Menschen, die oft die Erfahrung der Einsamkeit und der Verlassenheit machen müssen und das Gefühl haben, in unserer schnelllebigen Gesellschaft vergessen zu sein. (vgl. Spes non confundit, 14)
Zeichen der Hoffnung brauchen schließlich auch die Armen weltweit. „Angesichts immer neuer Wellen der Verarmung besteht die Gefahr der Gewöhnung und Resignation. Aber wir dürfen unseren Blick nicht von solch dramatischen Situationen abwenden, die inzwischen überall anzutreffen sind, nicht nur in bestimmten Gegenden der Welt.“ (Spes non confundit, 15) Es darf nicht vergessen werden, dass die Güter der Erde für alle bestimmt sind. (vgl. Spes non confundit, 16)
Zeichen der Hoffnung braucht auch jeder in seinem persönlichen Leben und auf seinem Glaubensweg. Darum ruft der Papst uns auf, unser Leben zu überdenken und zu läutern und durch den Empfang des Sakramentes der Buße zu erneuern. Im Sakrament der Buße „erlauben wir dem Herrn, unsere Sünden zu vernichten, unsere Herzen zu erneuern, uns wieder aufzurichten und uns zu umarmen, und uns sein zärtliches und barmherziges Gesicht zu zeigen“. (Spes non confundit, 23) Die Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes leitet uns dann auch an, anderen zu vergeben. „Das Vergeben ändert nicht die Vergangenheit, es kann nicht ändern, was bereits geschehen ist; und doch kann Vergebung es ermöglichen, die Zukunft zu verändern und anders zu leben, ohne Groll, Verbitterung und Rache.“ (Spes non confundit,23)
‚Zeichen der Hoffnung schenken‘ sind demnach Motto und zugleich Programm des Heiligen Jahres 2025. Mit Blick auf Maria, „höchste Zeugin der Hoffnung, [...] die uns in den stürmischen Wechselfällen des Lebens zu Hilfe kommt, uns stärkt und uns einlädt, zu vertrauen und weiter zu hoffen“ (Spes non confundit, 24), und mit Vertrauen auf Jesus Christus, der unser Weg, unsere Wahrheit und unser Leben ist, werden wir unsere christliche Mission erfüllen können und so Zeichen der Hoffnung für viele werden. „Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können.“ (Jean Jaurès)
Ich wünsche uns allen ein hoffnungsvolles Jubeljahr 2025.
Reiners Jean-Pierre, Dechant
Papst Bonifatius VIII. ruft im Jahr 1300 das erste Heilige Jahr aus.
(Altarbild aus der Lateranbasilika in Rom)
(Foto von Dechant Jean-Pierre REINERS)