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Vor 125 Jahren wurde die erste eigene Bonneweger Pfarrkirche errichtet (August 2013)
Vor nunmehr 125 Jahren, am 12. August 1888, wurde die erste Bonneweger Pfarrkirche, die traditionsreiche Sankt-Joseph-Kirche, feierlich eingesegnet. Dieses wichtige Erinnerungsdatum in der Geschichte unserer Ortschaft möge Anlass sein, in kurzen Zügen über die Errichtung der besagten Kultstätte zu berichten.
Eigentlich war die Sankt-Joseph-Kirche nicht die erste Kirche in Bonneweg, denn es gab bereits im 12. Jahrhundert eine Kapelle, gelegen zwischen der Pierre Krier - und der Auguste Charles Straβe, die in der Bonneweger Leproserie den Aussätzigen als Gebetsstätte diente. Vor allem hatten die Bewohner des Stadtviertels Bonneweg ab dem 13. Jahrhundert bis zum Ende des 18. Jahrhundert eine vielerorts nicht gegebene Möglichkeit den liturgischen Feiern in einem eigenen Gotteshaus nämlich, der Klosterkirche welche die Kapelle der Leprakranken ersetzte , beizuwohnen. Ihre pfarrlichen Pflichten mussten die wenigen Einwohner unserer Ortschaft jedoch in Hollerich erfüllen. Während der Französischen Revolution brannte die Abteikirche in der Nacht vom 25. auf den 26. November 1794 ab und wurde nicht wieder aufgebaut. In der Folgezeit wurden die Güter des Bonneweger Klosters als Nationalgut verkauft. Der größte Teil kam schließlich anno 1837 an Isaï Lippmann, der eine Handschuhfabrik führte, anschließend von 1861 bis 1898 in den Besitz der Firma Auguste Charles & Cie. Durch die neue Verwendung der vormaligen Klostergüter sollte Bonneweg von 1794 bis 1882 ohne Geistliche und ohne religiöse Kultstätte bleiben. Zur Ausübung ihrer religiösen Obliegenheiten mussten die Einwohner immer noch den weiten Weg nach Hollerich gehen, wollten sie einem Gottesdienst beiwohnen.
Anfang der 1870er Jahre war aufgrund der ersten industriellen Entwicklung, dank der Handschuhfabrik und der Eisenbahn mit Bahnhof und Werkstätten, die Bevölkerung von 206 anno 1804 auf 1.100 Seelen gestiegen. Infolgedessen entstand in Bonneweg allmählich der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus. 1873 gründeten die Bonneweger unter dem Impuls des Pfarrers von Hollerich, Mathias Molitor, ein Baukomitee, das später durch einen regelrechten Kirchenbauverein ersetzt wurde, um Geld zu sammeln für die Errichtung einer Kirche, weil die Gemeinde Hollerich, zu der Bonneweg damals gehörte, keine Gelder zur Verfügung stellte. Die Gemeinde Hollerich war nämlich wegen des großen Andrangs von Arbeiterfamilien gezwungen, zum einen eine neue Pfarrkiche zu Hollerich, zum andern zwei neue Schulhäuser zu bauen, sowie zwei neue Friedhöfe anzulegen. Ferner mussten die Gemeindeväter eine Anleihe von 100.000 Franken aufnehmen, um diese Neubauten ausführen zu können.
Anno 1881 wurde vom Staat ein Vikargehalt für Bonneweg bereitgestellt, aber an den Beginn eines Kirchenbaus war in den nächsten Jahren noch nicht zu denken. Angesichts dieser Tatsache stellte der Handschuhdirektor Adolf Omlor im Jahre 1882 in seiner Fabrik unentgeltlich einen 84 Quadratmeter großen Raum im jetzigen Haus, Nummer 105 der Bonneweger Straße, als Notkapelle für den Gottesdienst zur Verfügung.
In der Folgezeit richtete der Kirchenbauverein zu wiederholten Malen Gesuche sowohl an die Abgeordnetenkammer als auch an die Regierung, doch keine wesentliche Unterstützung wurde den Bonnewegern geschenkt. Schließlich wurde nach jahrelangen Versprechungen im Staatshaushalt ein Subsid in Höhe von 3.500 Franken bewilligt. Um dem bekannten Notstand abzuhelfen, ging der Kirchenbauverein nunmehr mutig voran und beschloss in seiner Generalversammlung vom 7. März 1886, den Bau selbst in Angriff zu nehmen. Unter dem Datum vom 19. März 1886 wandte sich Pfarrer Molitor vermittels einer Broschüre an „Bischof, Domkapitel, Dechanten, an alle Geistliche, an die Ordensgemeinschaften sowie an alle mit irdischen Gütern gesegneten Mitbürger unseres Landes" mit der Bitte, den Neubau der Kirche zu Bonneweg zu unterstützen.
Ursprünglich sollte die geplante Kirche längs der jetzigen Bonneweger Straße erbaut werden, direkt südlich vom früheren Eingangsweg zum Kloster, also fast an derselben Stelle wo sich einst während Jahrhunderten die altehrwürdige Klosterkirche erhob. Der Handschuhdirektor Adolf Omlor war bereit, das dazu benötigte Terrain unentgeltlich abzutreten. Aber auch das heute von der Kirche eingenommene Gelände stand zur Wahl. Die Einwohner selbst waren geteilter Ansicht. Zunächst schien die Mehrheit zu Gunsten von Omlors Antrag zu neigen, bis schließlich die Entscheidung des Baukomitees zur anderen Seite fiel. Durch notariellen Schenkungsakt vom 13. Juli 1887 stellten die beiden Bonneweger Grundbesitzer Heinrich Berchem und Peter Besch-Thill einen 11 Ar großen Bauplatz zur Verfügung. Der besagte Bauplatz bestand aus zwei Landparzellen, die den Weg zum anno 1882 errichteten Friedhof durchschnitten.
Staatsarchitekt Charles Arendt wurde mit dem Entwurf der Baupläne für den Kirchenneubau betraut, wobei die Baukosten auf 52.000 Franken veranschlagt wurden. Die Bauarbeiten wurden im Herbst 1887 in Angriff genommen und den beiden Unternehmern Venant Duren aus Bonneweg und dessen Schwager Jakob Funck aus Bartringen übertragen. Vorerst sollte nur das Hauptschiff der Kirche sowie die beiden niedrigen Seitenschiffe gebaut, Chor sowie Turm aus Geldmangel erst später errichtet werden. In der Folgezeit schritten die Bauarbeiten zügig voran und so konnte Stadtdechant Bernard Haal am Sonntag, dem 12. August 1888, die Einsegnung des halbfertigen Gotteshauses vornehmen. Eine Grundsteinlegung hatte nicht stattgefunden. Die feierliche Konsekration erfolgte erst am 22. Juli 1922 durch Bischof Petrus Nommesch. Am 11. Februar 1894 schenkte das Baukomitee durch notarielle Urkunde den gesamten Kirchenbau an die Gemeinde Hollerich, die nun Chor und Turm, Sakristei sowie Pfarrhaus errichten ließ.
Nun hatte die Gemeinde Hollerich auch nichts mehr gegen die Errichtung der Pfarrei Bonneweg einzuwenden. Durch Gesetz vom 26. März 1897 und durch Beschluss von Bischof Johannes Joseph Koppes vom 8. September desselben Jahres wurde Bonneweg zur selbständigen Pfarrei erhoben. Genau 56 Jahre stand die Sankt-Joseph-Kirche in Bonneweg. Am 9. August 1944 fiel sie beim Fliegerangriff auf Bahnhof Luxemburg den abgeworfenen Brandbomben zum Opfer. An eine Renovierung war nicht zu denken. 1948 wurden die Ruinen beseitigt und von 1949 bis 1952 wurden an der Stelle der früheren Sankt-Joseph-Kirche die jetzige Bonneweger Kirche zu Ehren von Maria, der Friedenskönigin gebaut.
Claude Wolwert
Quellennachweis:
1) Dorfstraßensang in der Festbroschüre zum 50jährigen Jubiläum des Gesangvereins Concorde, 1938
2) Pier Jean-Pierre: Bonneweg in Mittelalter und Neuzeit und seine geschichtlichen Beziehungen zu Hollerich, 1939
3) Paroisse Marie Reine de la Paix Bonnevoie - Por Bouneweg - 100 Joër Kiirch, 50 Joer Œuvres Paroissiales - 1988
4) Fabrique d’Eglise de Bonnevoie: 100 Joer Por Bouneweg 1897 - 1997
5) Ons Stad: Périodique: No 79/2005
6) Luxemburger Wort: Ausgaben vom 12. Juli 1947 und 10. November 1988