Johannes der Täufer

Johannes der Täufer (lat. Io(h)annes Baptista, heb. Jochanan ben Sacharja) ist eine der zentralen Figuren des Christentums, des Islams, des Mandäismus, und der Evangelien.

Sein Einfluss betraf jedoch nicht nur das Christentum. Er hatte zahlreiche Anhänger im jüdischen Volk, nicht nur in Israel, sondern auch in der jüdischen Diaspora. Auch im Koran wird er erwähnt, und Flavius Josephus berichtet von ihm.

Die Religionsgemeinschaft der Mandäer sieht in ihm ihren wichtigsten Reformator. Lange Zeit wurden sie daher sogar als Johannes-Christen bezeichnet.

Geburt und Kindheit

Von geringem historischen Gewicht dürften die Erzählungen über die Geburt und Kindheit des Täufers in Lk 1-2 sein.

Hier handelt es sich um Personallegenden aus dem Kreis der Täuferverehrer, die die spätere Bedeutung des Täufers schon auf die Ereignisse um die Geburt und Kindheit des Johannes übertragen und mithilfe alttestamentlicher Motive ausmalend veranschaulichen wollen.

Doch sind auch diese Texte für eine historische Rekonstruktion keineswegs unergiebig. Wahrscheinlich stammt Johannes aus priesterlichem Geschlecht: Nach Darstellung im Lukasevangelium war Johannes der Sohn des Priesters Zacharias aus der Priesterklasse Abija und der Elisabet aus dem Geschlecht Aarons (Lk 1,5). Da die Priesterklasse Abija nicht gerade die bedeutendste der 24 Priesterklassen war, könnte es sich durchaus um eine zuverlässige Angabe handeln. Geboren wurde Johannes nach Lk 1,5 „zur Zeit des Herodes, des Königs von Judäa“; dieser regierte von 38 v. Chr. bis 5 v. Chr. In Lk 1,39 erfährt der Leser als Wohnort der Elisabet: „eine Stadt im Bergland von Judäa“. Schon diese unpräzise gehaltenen Angaben weisen auf das geringe historische Interesse des Verfassers hin, dem wesentlich an einer Aussage auf der theologischen Bedeutungsebene gelegen ist. Von Lk 1,80 ausgehende Spekulationen über einen Qumran-Aufenthalt des jungen Johannes lassen sich historisch nicht verifizieren; auch bei dieser Angabe dürften den Täufer kennzeichnende Motive wie das Verkündigungsgebiet des Täufers in der Wüste auf seine Kindheit zurückdatiert worden sein.

Zeit und Ort des Auftretens

Nach Angaben in Lk beginnt das Auftreten des Johannes „im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius“ (Lk 3,1), was auf die Jahre 27-29 n. Chr. verweist. Die Unschärfe der Datierung resultiert aus der Unsicherheit, ob der Autor sich auf die im Orient gebräuchliche syrische oder die römische Zeitrechnung bezieht.

Die biblischen Ortsangaben geben einen widersprüchlichen Befund über den Ort des Auftretens des Täufers: in der Wüste am Jordan (Mk 1,3-5); in der Wüste von Judäa (Mt 3,1); Betanien, jenseits des Jordans (Joh 1,28; 10,40); in Änon bei Salim (Joh 3,23). Reisegruppen wird in heutiger Zeit sowohl auf der israelischen wie auch auf jordanischen Seite des Jordans die „authentische“ Taufstelle präsentiert. Die besseren Argumente dürfte aber die jordanische Ostseite für sich beanspruchen. Nur dort, im Peräa der Bibel, hatte Herodes Antipas das Recht, den Täufer gefangen zu setzen (s. Mk 6,17-29; Jos Ant XVIII 5,2); auch atl. Traditionen scheinen bei der Ortswahl für Johannes eine Rolle gespielt zu haben (Jos 3 und 4; 2 Kön 2,1-18). Erst in späteren Jahrhunderten wurde die Taufstelle vor allem aus praktischen Gründen am westliche Jordanufer lokalisiert; frühstes Zeugnis für diese Tradition ist das berühmte Mosaik von Madaba (6. Jh.), die älteste erhaltene Karte Palästinas.

Johannes der Täufer in der Kirche

Johannes gilt nach Maria als der zweitbedeutendste Heilige im Katholizismus und der Orthodoxie sowie als Vorbild des Asketentums. Neben Maria und Joseph sei er der einzige Mensch, dem Jesus sich (bei seiner Taufe) freiwillig unterwarf.

Der Gedenktag von Johannes dem Täufer ist der 24. Juni, der Johannistag, der in der katholischen Kirche als Hochfest begangen wird und um den sich zahlreiche Bräuche ranken. Dieser Tag ist als Geburtstag des Johannes zu verstehen, nicht wie bei den meisten anderen Heiligen als Todestag. Das Datum leitet sich daher ab, dass Johannes nach dem Lukasevangelium sechs Monate älter als Jesus war; so wurde der Johannistag auf sechs Monate vor Weihnachten gelegt. Auch seiner Enthauptung ist ein Gedenktag gewidmet (29. August), der jedoch wesentlich geringere Bedeutung hat als das Geburtsfest.

Seine Attribute in der Ikonographie sind das Fellgewand, der Kreuzstab oder ein Lamm sowie der Zeigegestus auf Jesus, oft verbunden mit dem Spruchband „Ecce Agnus Dei”. Teilweise wird er verhärmt-asketisch, mit langen Haaren und mit Flügeln dargestellt, um seine engelsgleiche Lebensweise zu betonen. Als Johannesknabe erscheint er häufig zusammen mit dem etwa gleichaltrigen Jesusknaben und Maria.

Johannes der Täufer erscheint auf der Ikonostase in orthodoxen Kirchen in der Regel an zentraler Stelle als Teil der Deësis, oder direkt rechts neben der zentralen Christus-Ikone, Maria mit Kind links von Christus. Einige orthodoxe Kirchen stellen jedoch statt Johannes den hl. Nikolaus von Myra an dieser Stelle dar.

Taufkapellen sind meist Johannes dem Täufer geweiht.

Als „Johannesschüssel” werden seit dem Mittelalter verbreitete Darstellungen mit dem Haupt des Hl. Johannes d. Täufers auf einer Schüssel bezeichnet. Sie wurden besonders bei Kopfleiden vom Volk verehrt und wurden in Hospitälern oft zur Schmerzlinderung herumgereicht.

In Irland wurde er auch unter dem Namen Searbhain („der Bitterzüngige”) verehrt, eine Bezeichnung, die eigentlich dem Unruhestifter Bricriu aus der vorchristlichen Mythologie zukam. Cill Searbhain ist eine Kirche auf dem Friedhof von Kilsharvan .

Johannes ist überdies Schutzheilger des Johanniter- bzw. Malteserritterordens.

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