Ein Beitrag von Léon Weber

Wenn der liebe Gott dich haben will, dann kriegt er dich auch – Es war eine Entscheidung aus Liebe!

Wir alle kennen den ersten Märtyrer und Diakon Stephanus. Der Evangelist Lukas berichtet in der Apostelgeschichte, man habe sieben Männer, denen ein guter Ruf vorausging und die vom Heiligen Geist und mit Weisheit erfüllt waren, die Hände aufgelegt. Sie wurden beauftragt sich um die Bedürftigen und Alleinstehenden zu kümmern.

Das Wort Diakon kommt vom griechischen „diakonaea“, das in zwei Formen ungefähr hundert mal im Neuen Testament vorkommt und einerseits mit Amt/Amtsträger und andererseits mit Dienst/Diener übersetzt werden kann. Das Diakonat kennt in der frühen Kirche große Bedeutung. Der erste Brief an Timotheus (1 Timotheus 3, 8-10, 12-13) und der Brief des Apostels Paulus an die Philipper (Philipper 1, 11) bezeugen die Wichtigkeit des Diakonats als Stand innerhalb der Kirche.

Im frühen Mittelalter verlor das Diakonenamt seine Bedeutung und wurde nur noch als Durchgangsstufe zum Priestertum angesehen. Das Zweite Vatikanische Konzil betrachtete das Ständige Diakonat als Chance für die Kirche des 20. Jahrhunderts und machte es für verheiratete und bewährte Männer zugänglich.

Wenn wir vom biblischen Auftrag als Diakon ausgehen (Apg 6, 1-7), dann wird sehr rasch und nachhaltig der Platz des Diakons in der Gemeinschaft sichtbar. Sein erster Auftrag in der Gemeinschaft ist es, bei und mit den Menschen zu sein, die in Not oder Armut sind. Genau darin liegt sein amtliches Verantwortungs- und Leitungsauftrag. Dies ist Verkündigung der frohen Botschaft Jesu im politischen sozialen Handeln. Diesen Menschen soll er auch einen Platz in der Liturgie verschaffen. Das Ständige Diakonat steht für den Dienst an den Hilfsbedürftigen.

Der Diakon ermutigt und stärkt durch seinen Dienst am Wort die Gemeindemitglieder im Glauben und er verdeutlicht durch seine Mitwirkung bei der Liturgie, dass Gottesdienst und Bruderdienst eine untrennbare Einheit bilden. Das Ständige Diakonat ist kein Ersatz für das Priesteramt und es darf auch nicht in Konkurrenz zum Laienstand gesehen werden. Die Handauflegung macht den Diakon zu einem geweihten Diener, der, ohne Priester zu sein, kein Laie mehr ist, und der, ohne Laie zu sein, kein Priester ist. Durch die Weihe tritt der Diakon in den Klerikerstand ein.

Zu den Aufgaben des Diakons gehören das Sensibilisieren, das Inspirieren, das Koordinieren und das Leiten. Der Diakon ist loyaler Mitarbeiter des Bischofs und der Priester. Er muss sich weder behaupten noch abgrenzen, denn seine tiefste innere Erfüllung findet er in dem, der ihn gesandt hat und bei denen, für die er sich gesandt weiss. Der Diakon steht dafür ein, dass es keine Gottesliebe ohne die Nächstenliebe gibt. Er ist Diener der Liebe, denn einzig und allein die Liebe bildet den Mittelpunkt des christlichen Lebens. „Ubi caritas est vera, Deus ibi est“ – Wo wahre Liebe waltet, da ist Gott zugegen.

Der Diakon soll Auge der Kirche sein und aus seinen persönlichen Erfahrungen heraus die Not der anderen, in den Blick der ganzen Gemeinschaft bringen. Hohe Sensibilität für die Sorgen und Ängste der Menschen ist also gefragt.

Am 27. Juni 1998 wurde ich zusammen mit Jean Langehegermann zum Diakon in der Erzdiözese Luxemburg geweiht. Bis zum 30. September 2005 war ich, neben meinem Beruf als Bürochef im Innenministerium, Diakon mit Zivilberuf. Am 1. Oktober 2006 wurde ich hauptamtlicher Diakon. Tätig bin ich in einem Pastoralteam in den Pfarreien der Pfarrverbände Bettembourg-Hüncheringen, Frisingen und Hesperingen.

Die verschiedenen Pfarreien unserer Pfarrverbände als Lebensräume und Glaubensorte miteinander zu vernetzen ist das Ziel unserer seelsorglichen Bemühungen in unserem Pastoralteam. Von diesem Verständnis der Aufgabe ergibt sich auch, dass „die Kirche im Dorf bleiben muss“, d.h. in ihr das Leben der christlichen Gemeinschaft sichtbar werden und bleiben kann. Für mich als Diakon in unserem Pastoralteam ergibt sich daraus eine Einbeziehung und Einbindung in die gesamte breite Aufgabenfülle der pastoralen Arbeit.

Die Aufgabegebiete für die einzelnen Teammitglieder wurden zu Beginn der gemeinsamen Arbeit im Sinne einer kooperativer Pastoral klar und offen miteinander abgesprochen und werden in den regelmäβigen Teambesprechungen weiterentwickelt und den Veränderungen angepasst. Im Auftrag der Kirche spende ich die Taufe, bestätige den Bund der Ehe, stehe den Beerdigungen vor. An den Wochenenden und wochentags bin ich abwechselnd in den Pfarreien unserer Pfarrverbände anwesend, um mit den Gläubigen Gottesdienste mit Kommunionspendung zu feiern. Neben den Verwaltungsaufgaben in den Pfarrverbänden (Stiftungswesen, Messintentionen, Buchhaltung) gehört natürlich die Sorge um die Kranken, die Alten und die Behinderten zu meinem Hauptaufgabenbereich. Daneben erteile ich Religionsunterricht am hauptstädtischem Athenäum und am Lycée Technique École de Commerce et de Gestion.

Zu meinen weiteren Aufgabengebiete gehören die „Fraen a Mammen“ in der Gemeinde Hesperingen, im Dekanat Luxemburg-Ost und in Bettembourg-Hüncheringen, die Amiperas in Bettembourg, das Sozialamt in der Gemeinde Hesperingen, die verschiedenen Altersheime in unseren Pfarrverbänden, die Seelsorge im Institut pour Infirmes Moteurs Cérébraux und die Zusammenarbeit unserer Kirchenchöre.

Heute, in der Rückschau auf über 15 Jahre Diakonendienst darf ich sagen: Ich habe nie bereut, diesen Weg gegangen zu sein. „Wenn der liebe Gott dich haben will, dann kriegt er dich auch – Es war eine Entscheidung aus Liebe!“

Léon Weber

 
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