Natur als Emblem Gottes

Mit Asmaa el Maaroufi sprach eine engagierte muslimische Umweltaktivistin im Centre convict über den „Islamischen Blick auf die Natur als Zeichen Gottes.“

Asmaa El Maaroufi

Vermehrt setzen sich Muslime für den Umweltschutz ein und sehen hierin einen Akt der Bewahrung der Natur und demnach auch der Schöpfung. Doch welche ethischen Implikationen lassen sich konkret aus dem Koran für den Umweltschutz gewinnen? Welche Rolle können der Islam und die Muslime im Umweltschutz spielen? Diese und mehr Fragen beantwortete Asmaa El Maaroufi, eine aus Darmstadt stammende Doktorandin im Fach Islamkunde bei einem Vortrag zu dem die ErwuesseBildung, die Luxembourg School of Religion & Society und Justice&Paix am Dienstag, dem 27. Februar ins Centre Convict eingeladen hatten. Asmaa El Maaaroufi ist Gründerin des muslimischen weltblogs „greenukum“ und Mitglied der Arbeitsgruppe „Religionen für biologische Vielfalt“. Derzeit arbeitet sie an ihrer Dissertation (über Tierethik im Islam) und ist zugleich wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut zur Ausbildung islamischer Religionslehrer in Münster. Inspiriert wurde sie auf ihrem derzeitigen Weg auch durch die muslimische Umweltorganisation Hima e.V.

Im Islam fehlt bislang eine breite Umweltbewegung, obwohl im Koran durchaus Hinweise auf umweltgerechtes Verhalten vorhanden sind. Erst seit den Protesten im Istambuler Gezi Park vor vier Jahren kann man auch im Islam von einem Ökologie-Diskurs, nach der Art der Umweltbewegung der 1970er und 1980er Jahre, die aus christlicher Tradition erwachsen sind, sprechen. Grün ist die Farbe des Islam, die Lieblingsfarbe Mohammeds. Im Koran gibt es Stellen, die ausdrücklich auf den sorgsamen Umgang mit der Natur Wert legen. Eine umfassende Umweltdiskussion mit gesellschaftspolitischen Auswirkungen ist in der islamischen Welt jedoch erst im Entstehen. Ein wesentlicher Grund hierfür liegt darin, dass die islamischen Länder, trotz bestehender Umweltprobleme, vorrangig ökonomische Entwicklungsfragen verfolgen, ohne auf ökologische Folgen zu achten.

Nach islamischer Vorstellung hat der Mensch eine besondere Stellung in der Schöpfung, „die ein planvolles Werk Gottes im Dienste des Menschen ist“. Der Koran sieht aber den Menschen nicht als Ebenbild Gottes, sondern als seinen Knecht, der ihm unterwürfig sein soll. Islam bedeutet Unterwerfung. Der Schöpfergott hat durch die Schöpfung seine Allmacht, seine Allgegenwart und Allwissenheit bewiesen. Der Mensch gilt im Islam nicht als Ebenbild aber als Statthalter (Khalife) Gottes. Er ist sein Hüter der Schöpfung. Die hohe Stellung des Menschen als Statthalter Gottes ist an strenge Auflagen und Pflichten gebunden und ist ausdrücklich kein Freibrief für die Ausbeutung der Schöpfung.

Schöpfung als „Zeichen“ Gottes

Die Schöpfung gilt im Islam als Zeichen (Ayat) Gottes. Wie im Christentum spricht Gott durch die Schöpfung auch zu den Menschen, sie ist deshalb auch so etwas wie eine Offenbarung des Wesens Gottes an den Menschen. Als Ideal der Schöpfung gilt im Islam bis heute das Paradies, als Garten, altpersisch Para-daeza. Das arabische Haus gilt letztlich als Kopie dieses Paradiesgartens. Deshalb achten viele Muslime in der Moschee und in ihrem Privatbereich oftmals auf penibelste Sauberkeit und größte Ordnung, vor ihrer eigenen Haustür scheren sie sich aber meist wenig um den Schutz der Umwelt, vor allem nicht dort, wo sie in einer nicht muslimischen Umgebung leben. Auch die Rechtsgelehrten und Rechtsschulen kümmern sich gegenwärtig kaum um Umwelt-Probleme, obwohl auch in den muslimischen Ländern, nicht nur in der Türkei das Umweltbewußtsein zunimmt. Öko-Fatwas sucht man weltweit vergebens.

Der Islam ist in einer Gegend mit sehr kargen und einfachen Lebensverhältnissen entstanden. Der Prophet Mohammed hat einen sparsamen Umgang mit Ressourcen gepredigt. Obwohl Gott den Menschen die natürlichen Ressourcen in überreicher Fülle zur Verfügung gestellt hat, ist der Mensch zu maßvollem Handeln aufgefordert. Maßhalten ist eine islamische Tugend. Gerade der Staat Saudi Arabien, der sich als Hüter der Heiligen Stätten des Propheten versteht, gehört heute jedoch zu den verschwendungsreichsten auf der Erde. Die gigantischen Bauprojekte in der Stadt des Propheten, Mekka, die nicht einmal auf historische Bauwerke aus der Zeit des Propheten Rücksicht nehmen, entbehren jeglicher im Koran geforderter Bescheidenheit und Nachhaltigkeit.

Asmaa el Maaroufi bei Ihrem Vortrag im Centre Convict

Ihr Überleben verdanken Glaubensgemeinschaften auch ihrer Flexibilität im Umgang mit sich ändernden Gegebenheiten. Der Wandel der Welt und der Wunsch, neue Antworten auf neue Fragen zu finden, führen auch einige islamische Theologen zur Erschließung neuer Perspektiven in den gegebenen Offenbarungstexten. Im Koran, so heißt es, seien Antworten auf alle, auch auf die kommenden Fragen, enthalten. Der Mensch müsse sie nur entschlüsseln. Theologie und Ökologie zusammenzubringen ist in der islamischen Theologie ein schwieriger Prozess, weil bislang naturethische Aussagen noch keinen großen Raum einnehmen.

Bodo Bost

 
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