Einen neuen Himmel und eine neue Erde

Für eine Welt der Gerechtigkeit und Hoffnung

„Einen neuen Himmel und eine neue Erde“
Für eine Welt der Gerechtigkeit und Hoffnung

Prophetentext Jesaja 65,17-25

Fragen zur Lektüre in Gemeinschaft

  • Welcher Satz erstaunt mich oder spricht mich besonders an? Warum?
    • Was verspricht der Herr in diesem Orakel?
    • Welche Bilder werden gebraucht und was symbolisieren sie? An welche anderen Passagen im Alten Testament erinnern sie?
    • Welche Wirkung könnte das Orakel in diesem Kontext der Verzweiflung erzielen?

Zum besseren Verständnis von Jesaja 65,17-25

Im dritten Teil des Jesajabuches stellt der Prophet die chaotische Situation heraus, in der das Volk Israel im 5. Jahrhundert vor Christus lebt: die sozialen Ungerechtigkeiten, die assyrische Besetzung, die Konflikte zwischen den ins Land zurückgekehrten Exulanten und „dem ansässigen Volk“, jenen, die nicht deportiert worden sind. Für den Propheten rührt diese Situation von dem Ungehorsam des Volkes her, aber er verspricht, dass Gott dem „kleinen Rest“ [1], der dem Bund treu geblieben ist, zu Hilfe kommen wird.

Doch die externen (Konflikte mit den kleinen Völkern der Umgebung) und internen Schwierigkeiten (z.B. die Verzögerung im Wiederaufbau des Tempels) häufen sich an, und rufen Ungeduld beim Volk hervor, das zu Gott schreit: „Reiß doch den Himmel auf, und komm herab“ (63,19). Die Opfer von Ungerechtigkeit und Gewalt fragen den Herrn: „Kannst du dich bei all dem zurückhalten…?“ (64,11).

In diesem Zusammenhang verspricht der Herr „einen neuen Himmel und eine neue Erde“ (65,17-18). Das Paar Erde/Himmel verweist auf die ganze Schöpfung: das von Gott gebrachte Heil ist eine totale Erneuerung, die den ganzen Kosmos betrifft. [2] Der Prophet mahnt das Volk zu „pflanzen“ und zu „bauen“, mit der Verheißung, dass es so seine Zukunft erbaut. Besser noch, Gott verheißt einen neuen Horizont; unvorstellbar in diesem Zusammenhang: einen neuen Himmel und eine neue Erde. Sie werden erkennbar sein durch die Errichtung eines immerwährenden Friedens: „Wolf und Lamm weiden zusammen“ (65,25). Dieses Bild knüpft an die Utopie an, die der Autor der Urgeschichte zum Ausdruck bringt: am Anfang herrschte Harmonie inmitten der Schöpfung, es gab keinerlei Gewalt zwischen den Geschöpfen, denn Menschen und Tiere aßen nur Früchte und Pflanzen [3].

Gaudium et Spes 39 im Licht von Jesaja 65,17-25

Fragen zum Leben in der Gemeinschaft

  • Welcher Satz erstaunt mich oder spricht mich besonders an? Warum?
    • Wie beleuchtet dieser Text Jesaja 65,17-25?
    • Inwiefern spricht dieser Text unsere heutigen christlichen Gemeinschaften an?

Aktualisierung

Angesichts von Ungerechtigkeit und Gewalt in der Welt werden viele Frauen und Männer von Mutlosigkeit oder Gleichgültigkeit in Versuchung geführt. Die Konzilsväter fordern uns zur Hoffnung auf eine neue Erde auf, die bereits mit dem Tod und der Auferstehung Jesu begann, und für uns schon heute, jenseits des Leidens, ansatzweise erkennbar ist. Wir haben gelernt, sagen sie, dass „Gott … eine neue Erde bereitet, auf der die Gerechtigkeit wohnt,…“ (GS 39). Sie sind davon überzeugt, dass der Herr der Menschheit eine Glückseligkeit geben wird, die all ihre Sehnsüchte erfüllt und übertrifft.

Diese Erwartung einer „neuen Erde“ soll keinesfalls eine wirklichkeitsfremde Spiritualität, ohne Verbindung zur Realität, rechtfertigen. Im Gegenteil, der Mensch ist in der Geschichte dazu aufgerufen, sich für mehr Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen und so das Reich Gottes aufzubauen. Dieses Reich ist schon da, aber es erwartet seine Fülle, wenn Christus in seiner Herrlichkeit wiederkommen wird. Jeder ist dazu eingeladen, in diese Dynamik der neuen Welt schon jetzt einzutreten, indem er sich in den Dienst aller, besonders der Geringsten, stellt. [4] Dieses Reich wird die Farbe unserer Geschwisterlichkeit haben.

In Anlehnung an den Propheten bekennt das Konzil, dass Glück und Frieden – welche oft unerreichbar scheinen – tiefste Sehnsüchte des Menschen sind. Es ruft dazu auf, Gründe des Hoffens inmitten einer Welt in Not, wahrzunehmen, und sich in der Geschichte zu engagieren, damit das Orakel des Buches Jesaja Wirklichkeit wird.

[1Vgl. 4,3; 10,20.

[2Siehe auch Offb 21,1.

[3Vgl. Gen 1,29-30.

[4Siehe Mt 24,31-46; Jes 65,13.

 
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