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Keine Sklaverei in meinem Volk!Denen, die leiden, nahe sein Keine Sklaverei in meinem Volk! Prophetentext Jeremia 34,8-17 Fragen zur Lektüre in Gemeinschaft
Zum besseren Verständnis von Jeremia 34,8-17 Jeremia verkündigt diese Botschaft in den schwierigen Jahren der Belagerung Jerusalems (588/587). Der Prophet mahnt insbesondere die Tatsachen an, dass der Bund/die Vereinbarung [1] zwischen dem König Zidkija und dem Volk über die Freilassung der Sklaven [2] (V. 8) gebrochen wurde (V. 11). Tatsächlich hatte man diese zunächst frei gelassen, womöglich um sie als Freie zur Verteidigung der Stadt einzusetzen, oder auch um einen Sklavenaufstand zu verhindern [3]. Dieses Vorgehen wurde nach Ende der Belagerung abgebrochen, da die Verteidigung der Stadt nicht mehr ihrer Unterstützung bedurfte. Für den Propheten war die Wiedereinführung der Sklaverei ein Anlass, die gesamte Schuld des Volkes Israel, das den Bund nicht einhält (vgl. Vv. 12-14), herauszustellen. Es hat vergessen, dass Jahwe der Gott ist, der es aus dem Sklavenhaus Ägypten befreite und der das Leiden der Sklaven nicht hinnimmt (Ex 3). Es ist daher nicht akzeptabel, dass es in dem von Gott erwählten und befreiten Volk einige gibt, die zu diesen unwürdigen Bedingungen erniedrigt werden. Jeremia erinnert das Volk daran, dass er im Haus des Herrn seine Verpflichtungen zugunsten seiner Brüder verkündet hat (V. 15). Doch da das Volk einen „Schritt zurück“ (V. 16) bezüglich seines Engagements gemacht hat, und somit die Gerechtigkeit, die Gott gefällt (V. 15a), vernachlässigt hat, wird auch Gott auf seine Verpflichtungen zurückkommen und das Unheil, das hätte abgemildert werden können, wird das Volk mit ganzer Kraft treffen (vgl. 34,4. 21-22). Einmal mehr interpretiert der Prophet den Widerstand gegen Babylon und das Bündnis mit Ägypten, aus denen sich die neuerliche Belagerung Jerusalems ergibt, als Frucht der ungerechten Handlungen der Führer des Volkes. Für ihn ist eine Gesellschaft, die die Würde ihrer Mitglieder nicht anerkennt, dem Untergang geweiht. Die Ungerechtigkeit zerstört das gesamt Volk, das ihr anhängt. Ein solches Ende betrifft nicht nur Israel, sondern es soll als Beispiel für alle Völker der Erde dienen (V. 17). Gaudium et Spes 27 im Licht von Jeremia 34,8-17 Fragen zum Leben in der Gemeinschaft
Aktualisierung Die Konzilsväter ermahnen sich denen anzunähern, die in Not sind, und ihnen aktiv zu dienen; jeder ist dazu eingeladen/aufgefordert, in seinem Nächsten ein „anderes Ich“ zu sehen und ihn als solches zu ehren. Das bedeutet auch, dass jeder sein Handeln anderen gegenüber in Frage stellen soll, denn in der Haltung dem Nächsten gegenüber, insbesondere dem Leidenden, spielt sich das Heil ab, wie es die Gleichnisse des Lazarus und des letzten Gerichtes noch einmal vor Augen stellen. Das Konzil ruft die Christen zu einer „wirklichen Option für die Armen“ auf, zu einer Praxis der Nähe und Solidarität mit denen, die in Not sind. Gaudium et Spes 27 zählt einige Situationen des Leidens und der Ausgrenzung auf, die dem Heilswillen Gottes entgegenstehen. Diese Liste, die vor 50 Jahren verfasst wurde ist nicht vollständig und kann von jedem, seiner Situation und seinem Kontext entsprechend, angepasst werden. Auf jeden Fall lädt uns dieser Text ein, in unserem Leben nicht nur auf die eigenen Bedürfnisse zu schauen, sondern auch die Augen für die Bedürfnisse des Anderen zu öffnen, um ihm zu helfen und ihn zu unterstützen. Gaudium et Spes deckt Situationen auf, die dem Willen Gottes widersprechen: nicht nur alles, was das Leben in Gefahr bringt, sondern auch alles, was die menschliche Würde verletzt und verstümmelt. Wie der Prophet Jeremia sich gegen die Ungerechtigkeit der Sklaverei wendet, prangert das Konzil unwürdige und empörende Situationen an, lädt aber im gleichen Atemzug dazu ein, diese Missstände zu beheben. Um die Zerstörung der menschlichen Gesellschaft und Kultur zu vermeiden, sind die Christen dazu aufgerufen, sich gegen diese Missbräuche einzusetzen, die denen ähneln, die das Königreich Juda zusammenbrechen ließen. [1] „Das Abkommen, hebräisch berit - „Bund“, aber derselbe Begriff wird sowohl für eine gewöhnliche Absprache oder Vereinbarung zwischen zwei Parteien über irgendeine Angelegenheit verwendet, vgl. z.B. 2 Kön11,4; Hiob 31,1, als auch für den Bund zwischen Gott und seinem Volk, V. 13, wofür der Vorgang hier als Vergleichspunkt dient“ (Fußnote Neue Jerusalemer Bibel) [2] In Israel war die Sklaverei nicht unerlaubt, sie scheint sehr verbreitet und gesetzlich geregelt gewesen zu sein (vgl. Ex 21,2; Lev 25,41; Dtn 15,12). [3] Vgl. Deutsche Bibelgesellschaft und Katholisches Bibelwerk (Hrsg.), Bibelauslegung für die Praxis: Jeremia- Der unbequeme Mahner, S. 111. |