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Predigt von Mgr Leo Wagener


175. Gründungsjubiläum der Kongregation der Franziskanerinnen von der Barmherzigkeit

Liebe Schwester Generaloberin,
liebe Franziskanerinnen von der Barmherzigkeit,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
verehrte Gäste aus dem In- und Ausland,
chers tous,

„Da er die Seinen liebte“ – so setzt das Evangelium von der Fußwaschung ein, das wir soeben gehört haben. Was Jesus an und für seine Jünger tat, verstehen wir nur im Horizont der Liebe. Wer diesen Traggrund seiner Worte und Taten verlässt, wird an Ihm irre. Ja, wer die Liebe verlässt, wird - wie Judas - Jesus verraten. Die Fußwaschung lehrt: Alles wahre Göttliche und Menschliche hängt an der Liebe und führt zu ihr hin, denn Gott ist Liebe und seine Liebe gilt dem Menschen.

Jesu Liebesdienst beginnt mit dem Ablegen seines Gewandes. So war es auch im Leben des Franz von Assisi. Er legte vor den Augen des Bischofs seine Kleider und damit die Privilegien eines Arrivierten ab, um sich in völliger Selbstlosigkeit in den Dienst der Armen und Kranken zu stellen.

Das Abstreifen des Gewandes ist eine tiefsinnige und schwerwiegende Geste: Sie bedeutet einen radikalen und unumkehrbaren Perspektivenwechsel. Ich verlasse gesellschaftliche Sicherheiten, persönliche Komfortzonen, getretene Pfade und übliche Handlungsmuster. Stattdessen lasse ich mich ein auf den Anspruch der Liebe, auf die Bedürfnisse des Nächsten, auf die unbequeme Last des Dienens, auf die Verrücktheit der Vorsehung.

Aus dem stolzen Stehen wird ein demütiges Bücken. Aus dem „Bedientwerden“ wird ein „Sichhingeben“.
Von diesem jesuanischen und franziskanischen Geist beseelt ist auch Elisabeth Henriette Désirée Dufaing. Sie verlässt die bürgerliche Oberstadt Luxemburgs, um sich in der Unterstadt, näherhin im Ortsteil Grund – nomen est omen -, der Elenden in der Festung anzunehmen. Sie steigt wortwörtlich zu den Bedürftigen in Grund hinab und mietet sich am 15. Juni 1847, dem heutigen Jubiläumstag, mit ihrer Freundin Louise Augustin in eine feuchte Dreizimmerwohnung ein.

Alles wahre Göttliche und Menschliche beginnt mit der Liebe. Liebe aber entkleidet sich aller Selbstgefälligkeit, um hautnah am Nächsten zu sein.
Sr Anne-Marie Leyder schreibt in ihrer Dufaing-Biographie in diesem Zusammenhang: « Les voilà donc toutes deux jetées, du jour au lendemain, dans les bras de la pauvreté, de la misère – et de Dieu. » *1

Tout comme Pierre dans l’évangile ne comprend pas l’abaissement de Jésus, les deux femmes irritent également leurs contemporains avec leur engagement à l’hospice et leur sollicitude pour les nombreuses prostituées de la garnison. Les femmes fondatrices deviennent la cible de moqueries et de médisances. Vu de l’extérieur, vu sans amour, la charité évangélique comporte toujours un aspect de folie humaine. Pour les initiés, en revanche, c’est un critère de vérité pour l’action divine qui se déploie dans la fragilité humaine.

En regardant en arrière, en feuilletant les pages d’histoire de la Congrégation, on s’aperçoit très vite que la croissance si rapide et si importante du nombre de sœurs et de leurs œuvres ne s’explique pas seulement par le charisme exceptionnel et la foi solide des fondatrices. La grâce divine a sans doute soutenu la miséricorde évangélique de ces femmes courageuses et fidèles à la suite et à l’exemple de Mère Françoise.

C’est au nom de notre archevêque, le Cardinal Jean-Claude Hollerich, que je rends grâce aujourd’hui pour cette œuvre de Dieu et pour cent-soixante-quinze ans de services rendus de cette Congrégation et de ses différentes institutions envers les pauvres, les malades, les orphelins, les laissés-pour-compte, les femmes en prison, les prostitués, les enfants et les adultes aux besoins spécifiques, les personnes âgées, les jeunes en difficultés, … au Luxembourg, en Allemagne, en Belgique, en Italie, en Taïwan.
Combien de pieds lavés, combien de malades soignés, de mourants accompagnés, de larmes séchées, de mains tendues, de cœurs apaisés, de conseils donnés, de souffrances allégées, …
À travers vous et votre engagement, chères Sœurs, chères collaboratrices et collaborateurs, la misère a été et est contrée par la miséricorde. Infiniment Merci.

Liebe Schwestern,
Ihre Gründung und was aus ihr bis heute geworden ist, hat das sozial-karitative Gefüge in Luxemburg in vielen Bereichen nachhaltig geprägt. Die christliche Diakonie, wie sie insbesondere von Frauenorden in unserem Land unter großen Mühen und manchen Unwägbarkeiten umgesetzt wurde, hat erst der staatlichen Fürsorge den Weg bereitet. Sie hat damit erreicht, was Jesus mit seiner Fußwaschung unter anderem bezweckte, nämlich seinen Freunden ein Beispiel zu geben.
An den Leiterinnen und Leitern, den Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen in den Häusern und Institutionen, die das Erbe der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Franziskus zu Luxemburg*2 in die Zukunft tragen, ist es, die Liebe zur Richtschnur ihres Engagements zu machen. Gewiss, „Barmherzigkeit“ wird heute anders dekliniert als vor 175 Jahren. Die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die Arbeitsmethoden, das soziale Umfeld und die finanziellen Herausforderungen unterliegen ständigen Wandlungsprozessen. Doch der Mensch bleibt Mensch, Leid bleibt Leid, Alter bleibt Alter und Krankheit bleibt Krankheit. Modernste Techniken, ausgefeiltes Management, klügste Strategien und neueste Konzepte werden niemals das liebende Herz ersetzen können.

Uns allen, denen unterschiedliche Verantwortlichkeiten und Aufgaben übertragen wurden, möchte ich abschließend das einprägsame Zitat von Mutter Franziska in Erinnerung rufen: „Nie wird man bereuen gut gewesen zu sein.“ – Es hängt großformatig im Flur des Mutterhauses in Belair. Möge es eindrücklich in unser Herz geschrieben sein. Amen.


*1 Anne- Marie Leyder, Elisabeth Dufaing 1804-1880, Imprimerie Saint-Paul, 1980,123
* 2 Vgl. Satzungen von 1856


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