165 Jahre Franziskanerinnen der Barmherzigkeit

Blitzlichter der Feier - Dialog mit unserer Gründerin

Liebe Schwestern,

lasst uns dankbar zurückblicken, uns vertrauensvoll nach vorne ausrichten und mit liebendem Blick auf die Gegenwart schauen.
Vor 15 Jahren war Mutter Franziska zu Besuch gekommen. Sie erinnern sich bestimmt an unser Mattenkapitel. Heute möchte ich einfach mit ihr ins Gespräch kommen, einen lebendigen Dialog mit ihr wagen.

Liebe Mutter Franziska, lange bevor es zur Gründung unserer Kongregation kam, hat dein Herz für die Armen geschlagen. Deine Hände und Füsse wurden nicht müde, mit deiner Mutter oder alleine, im Stadtgrund für die Menschen da zu sein, die Hilfe brauchten. Mit deinen ersten Schwestern warst du da, wo die Menschen gelebt haben oder ihr habt Heimat denen geboten, denen ihr euch verpflichtet fühltet ( Waisenkindern, Gefangenen, alten Menschen ) Auf der Tagung der Generaloberinnen in Deutschland wurde die Frage diskutiert, die uns mal mehr, mal weniger unter den Nägeln brennt: Was ist der Auftrag der Orden heute? In der Gesellschaft? In der Kirche? Es wurde klar herausgestellt, dass die Orden Pioniere der Barmherzigkeit waren und der Anwalt der Armen. Die Entwicklungen in der Gesellschaft wurden durch das Engagement von überzeugten Minderheiten bestimmt und von der Qualität ihrer Ziele. Nur wenn erkennbare Entwicklungen nicht verdrängt werden, behalten die Orden Handlungsspielraum. – Mutter Franziska, du warst die barmherzige Frau. Lass uns im Blick auf dich unseren Auftrgag erkennen.

Brunnen
in St. Märgen

Mein Brief an den Gemeinderat, ist eure Magna Charta, die einer jeden von euch ins Herz geschrieben ist weil ihr teilhabt an meinem Charisma. Diese Worte gelten eigentlich – wortwörtlich – bis auf den heutigen Tag, mag auch die Not ein anderes Gesicht haben. Dies sind die Hauptgedanken: “wir sind bereit, all unsere Kräfte in den Dienst der Menschen zu stellen” .... “Wir gedenken, wohlhabenden Familien unseren Dienst nicht zu verweigern, können aber keine regelrechte Verpflichtung eingehen, damit wir umso mehr den Armen dienen können” ..... “wir erfüllen diese Aufgabe in einem rein religiösen Einsatz und im Vertrauen auf die göttliche Vorsehung hoffen wir, sie fortsetzen zu können ....”. Habt den Mut ein Leitbild zu formulieren, hinter das ihr euch mit eurem Leben stellt. An ihm erkennen euch die Menschen und es gibt sowohl euch wie auch eurer Umgebung Halt, Hoffnung uns Orientierung.

Ja, liebe Mutter Franziska, das ist eine klare Option. Die Botschaft der Barmherzigkeit hat mehr denn je Aktualität. Ich habe von der Tagung noch die verschiedenen Tendenzen der Gesellschaft im Ohr. Sie machen auch vor mir und unseren Gemeinschaften nicht Halt.

  • Die übliche Gottesvorstellung passt nicht in unsere Realität. Es bastelt sich jeder eine eigene Religion oder seine Frömmigkeitsübung, denn die Frage nach Gott und Spiritualität ist eine zentrale Frage.
  • Das Streben nach Freiheit und Gerechtigkeit bringt die Individualisierung mit sich: jeder will alles selbts bestimmen, achtet aber kleinlich darauf, was der andere hat.
  • Perfektionismus versklavt den Menschen, über alles verfügen wollen, über Leben und Tod, immer schneller, immer mehr ...... Natürlich ist der Mensch auf Vollkommenheit angelegt, allerdings im Sinne von gelungenem Menschsein.
  • Alle Werte werden vermarktet: was kostet das? – was bringt mir das? – Dem gegenüber steht die Gratuität, eine Wirklichkeit, die man nicht messen kann.
  • In der Globalisierung finden die verschiedenen Kulturen nie zu einem friedvollen Miteinander. Ich dachte da an unsere “versöhnte Verschiedenheit”.
    Mutter Franziska, wir nehmen die Strömungen wahr, wir spüren die Herausforderungen und wir sehen unsere Realität. Wie können diese Gegensätzlichkeiten miteinander verbunden werden, welche Rolle spielt dabei unser Ordensleben?
Collage
berufen und gesandt

Das tiefste Geheimnis und zugleich der tragende Grund eures Lebens ist die Berufung, ist eure Antwort auf den Ruf Gottes, ist eure Liebesgeschichte mit Gott. Ihr seid Franziskanerinnen von der Barmherzigkeit; von der Barmherzigkeit Gottes - eine jede lebt jeden Tag von der Barmherzigkeit Gottes. Lassst Gott immer gross sein in eurem Alltag, als der ganz Andere, als Geheimnis, aber auch als der ganz Nahe – für die Menschen. Und darum seid auch ihr für die Menschen Bilder, Zeugen der dienenden und helfenden Barmherzigkeit Gottes, Werkzeuge seines Friedens – für die Menschen um euch herum, aber auch eine für die andere. Die Zeit des Leisten-müssens ist für die meisten vorüber. Sie wird abgelöst von der Zeit des Fruchtbringens. So bringt ihr die Alternative des Ordenslebens zum Tragen.

Weisst Du, Mutter Franziska, eigentlich braucht niemand zu sagen: “Das kann ich nicht, dafür bin ich zu alt, zu krank....” – diese Tatsache macht mir Mut.
Das 165 jährige Bestehen unserer Kongregation fällt mit dem Herz-Jesu-Fest zusammen. Das ist für mich kein Zufall, sondern lenkt mein Augenmerk auf den tiefen Zusammenhang des Heilshandeln Jesu und unseres Grundauftrags, nämlich: das Evangelium unseres Herrn Jesu Christi zu leben. Das Evangelium stellt uns sein Leben dar. Sein Leben ist die Frohbotschaft, ist die Verkündigung der Liebe Gottes in Wort und Tat. Im Evangelium wird in unzähligen Bildern dargestellt, wie Jesu Herz und damit Gottes Herz für uns Menschen schlägt.

Holzdimme
in Urschalling

Liebe Schwestern, feiert die Liebe Gottes , die ER uns in Jesus Christus geschenkt hat, die Liebe, die ER durch unsere Kongregation der Kirche und der Gesellschaft geschenkt hat und die Liebe, die segnend durch euer Leben geht, durch deins und deins und einer jeden von euch. Ja, feiert die Liebe Gottes im Weiterschenken mit offenen Augen, die den anderen im Blick haben und die nicht wegkucken; durch Hände, die zupacken; durch das Herz am rechten Fleck, dass die Menschen spüren lässt: ich bin wichtig; hier hört mir jemand zu, hier nimmt jemand Anteil an meinem Leben und teilt mit mir und betet für mich. Macht es wie ich: wartet nicht bis die Menschen zu euch kommen, sondern geht ihr zu den Menschen hin – wohlwissend, dass Eure intensive Beziehung zu Gott die Mauern der Klausur ersetzt.

eine Kerze für die Opfer von Gewalt
Betstunde ACAT
Foto Sr D.-M.

Lasst uns zum Abschluss miteinander beten:
Göttlicher Heiland,
Du hast Mutter Franziska als Apostel der Liebe in unsere Zeit gestellt.
Du allein kennst ihre Hingabe an die Notleidenden,
deine Brüder u. Schwestern
Verherrliche Dich in ihr und lass sie deinen Heiligen beigezählt werden.
Durch ihre Fürsprache verleihe uns die Gnade,
Kontemplation und apostolischen Dienen zu verbinden,
um durch unser Leben und Wirken
deine Frohbotschaft der Liebe, der Freude und des Friedens zu verbreiten.
Amen.


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