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1848: Die Vertreibung des Apostolischen Vikars Laurent

150 Jahre Bistum – Wegmarken (11)

Als Verfechter eines papsttreuen, die gesamte Gesellschaft durchdringenden, von staatlicher Kontrolle freien Katholizismus geriet Jean Théodore Laurent schon bald nach seiner Einsetzung mit dem die Luxemburger Politik bestimmenden liberalen Bürgertum in Konflikt. Zusätzlich verdächtig machte er sich durch sein Eintreten für die einfache Bevölkerung und deren Rechte.

Daher versuchte die Landesregierung wiederholt, den Heiligen Stuhl zu seiner Ablösung zu bewegen. Sie hatte damit zunächst keinen Erfolg, nicht zuletzt, weil der König-Großherzog zu ihm hielt. Als 1848 in ganz Europa und auch in Luxemburg Revolutionen gegen die Herrschaft der Fürsten ausbrachen, änderten sich die Umstände zu Laurents Ungunsten.

Von Gerüchten über die Ablösung ihres beliebten Oberhirten aufgeschreckt, versammelten sich am 16. März Demonstranten in der Stadt und attackierten das Haus des Bürgermeisters Pescatore. Die Regierung nutzte die Gelegenheit und bezichtigte Laurent der Anstachelung zur Rebellion.

Dieser Vorwurf schreckte angesichts der revolutionären Unruhen sowohl die Kurie in Rom als auch den König-Großherzog so sehr, dass Laurent nicht mehr zu halten war, seines Amtes enthoben wurde und am 1. Mai 1848 das Land verlassen musste. Schon wenig später befand ein Gericht, dass er an den Ausschreitungen keine Schuld getragen hatte. Trotzdem wurde ihm die Rückkehr verweigert.

Die Regierung verhärtete ihre Position gegenüber der katholischen Kirche so weit, dass sie die Auflösung des Apostolischen Vikariats und die Eingliederung des Großherzogtums in ein benachbartes Bistum forderte. Die Debatte um Laurent zog sich über Jahre hin, zahlreiche Eingaben gingen – vergebens – nach Den Haag und Rom; als der spätere Statthalter des König-Großherzogs, Prinz Heinrich der Niederlande, 1849 zu einem ersten Besuch anreiste, bat der amtierende Provikar Nicolas Adames um die Rückkehr des Apostolischen Vikars.

Gehör fand er nicht; erst 1856 erkannte die Regierung die Unschuld Laurents öffentlich an. Das Land betreten sollte dieser freilich nicht mehr. Er verstarb 1884 im niederländischen Simpelveld.

DAL, GV.Laurent 9, Rede des Nicolas Adames vor Prinz Heinrich der Niederlande, ca. Oktober 1849
DAL, GV.Laurent 9, Discours de Nicolas Adames devant le prince Henri des Pays-Bas,
vers octobre 1849

Transkription

Ew. Königlichen Hoheit
wollen beehre ich mich die Stadtgeistlich-
keit vorzustellen. Wir kommen im
Namen des ganzen Luxemburger Klerus,
im Gefühle der tiefsten Ehrfurcht Ew.
Königl. Hoheit, als dem Stellvertreter
unsers vielgeliebten Landesfürsten,
die gezihmendebührende Huldigung darzubringen.
Nur eins schmerzt uns, daß wir den
schon so lange vermißten Oberhirten
nicht an unserer Spitze haben. Wir
hoffen jedoch von der Gerechtigkeitsliebe
unsers erhabenen Monarchen, daß der
ungerecht Verfolgte, den Priester und
Volk seit anderthalben Jahren vermissen,
uns bald wiedergegeben werde.
Mit ihm vereint wollen wir fortfahren,
wie er [es gezeigt] es immer gethan, die Herzen des Luxemburger
Volkes zu echter Religiösität und herzlicher
Liebe zu erwecken und es in treuer
Anhänglichkeit und Gehorsam gegen seinen
Fürsten zu bestärken.
Unterdessen werden wir nicht aufhören,
in unserm Gebet von Gott die reichsten Füllen des Segens
über das Haupt des allgeliebten Monarchen

[Seite 2]

[und über das ganze erlauchte Herrscher-
haus herabzuflehen.]

 
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