Stoppt die türkische Invasion in Afrin

Eine Delegation ehemaliger Einwohner aus Afrin, die auf Vermittlung von „Justice & Paix Luxemburg“ von Erzbischof Hollerich empfangen wurde, forderte im Bischofshaus den Schutz der Zivilisten und den Stopp der türkisch-dschihadistischen Invasion im syrischen Afrin Gebiet

Eine Delegation traumatisierter und besorgter Menschen wurde am 2.Februar im Bischofshaus in Luxemburg von Erzbischof Jean Claude Hollerich empfangen. Die Delegation bestand aus sechs Menschen, ehemalige Bewohner der syrischen Provinz Afrin, die seit gut 10 Tagen von türkischen und dschihadistischen Truppen belagert und beschossen wird. Die Gruppe, darunter zwei Muslime, ein Christ und drei Jesiden, die im Saarland und Luxemburg leben, hatte sich an Justice & Paix Luxembourg gewandt um die Öffentlichkeit auf die hoffnungslose und verzweifelte Lage ihrer Landsleute und Angehörigen in Afrin aufmerksam zu machen.

Die Leiterin der Delegation, Adoula Dado, Tochter jesidischer Einwanderer aus Afrin/Syrien, hatte als abgeordnete saarländische Landesbeamtin von 2015 bis 2016 für das vom Land Baden Württemberg initiierte Projekt „Sonderkontingent für besonders traumatisierte Frauen und Kinder in Nordirak“ gearbeitet, im Rahmen dessen 1.000 höchst traumatisierte Frauen und Kinder nach ihrer Befreiung aus den Händen des IS als Kontingentflüchtlinge nach Baden-Württemberg ausgeflogen wurden. „Im Sindschar Gebirge im Irak fehlen noch immer Lebenzeichen von bis zu 3600 Jesidinnen, die 2014 in die Hände des IS gefallen waren, sagte sie. Ein ähnliches Schicksal drohe auch jetzt den 20.000 in Afrin verbliebenen Jesiden, falls sie in die Hände der mit Erdogan verbündeten Dschihadisten fallen. Die Dschihadisten sehen in den Jesiden Teufelsanbeter, die in ihren Augen vogelfrei sind. Erste Fälle von Vergewaltigungen seien bereits bekannt geworden“, sagt Dado, die auch das gemeinnützige Hilfswerk „Malak.help“ im Saarland gegründet hat.

Aus IS- Kämpfern werden Verbündete der türkischen Armee

Die für ihre Olivenproduktion bekannte Region Afrin, die von zwei Seiten von türkischem Gebiet umgeben ist, ist in etwa so groß wie Luxemburg. Sie zählte ursprünglich wie Luxemburg eine halbe Million, fast ausschließlich kurdischer Einwohner. Seit Beginn des syrischen Bürgerkrieges 2011 hat das Gebiet jedoch eine halbe Million vorwiegend arabischer syrischer Binnenkriegsflüchtlinge vor allem aus der Millionenstadt Aleppo aufgenommen, weil die Region bis zuletzt von Kriegshandlungen verschont blieb, so Adoula Dado. Erst die völkerrechtswidrige türkische Invasion durch die türkische Armee vom 20. Januar habe den Krieg auch in diese bislang verschonte Region getragen. Aus der Enklave Afrin, die von allen Seiten von türkischen Soldaten, von Dschihadisten von Al Nusra und Assad Truppen umgeben ist, gibt es kein Entrinnen, beklagten die Delegationsmitglieder. Besonders tragisch sei die jetzige Invasion, weil die Kurden als Verbündete des Westens den IS praktisch als einzige Bodentruppen bekämpft und dessen Hauptstadt Raqqa von den religiösen Fanatikern befreit hätten. Einige aus Raqqa geflohene IS-Kämpfer seien wohl über die Türkei jetzt nach Afrin gelangt und kämpften dort mit den Türken gegen die kurdischen Selbstschutzeinheiten, sagte Adoula Dado, die in ständigem telefonischen Kontakt mit der Region ist und viele Fotos vorweisen konnte, die die zivilen Opfer der Invasion belegten. Unter Tränen forderte sie ein Ende der Luftangriffe und Bombardierungen von Dörfern und zivilen Einrichtungen. Sie forderte eine Flugverbotszone und humanitäre Korridore für Verletzte und Flüchtlinge.

Erzbischof Hollerich: Auch Luxemburg hat Fremdherrschaft und Invasion erlebt

Unterstützt wurde sie darin von Erzbischof Jean Claude Hollerich, dem Präsidenten von Justice et Paix Europa, der es als Skandal bezeichnete, dass eine solche humanitäre Katastrophe am Rande Europas möglich ist und mit europäischen Waffen ausgetragen wird, an denen viele Europäer noch Geschäfte machten. Erzbischof Hollerich bezeichnete die Aufnahme von Flüchtlingen als wichtige gesellschaftliche Aufgabe, aber der Westen müsse sich auch für ein Bleiberecht der Menschen in ihrer Heimat einsetzen, indem gewaltsame Invasionen und Eroberungen wie im Falle Afrin verhindert oder beendet werden. Erzbischof Hollerich versprach der Gruppe Betroffener sich bei den zuständigen weltlichen aber auch religiösen Autoritäten für die Zivilisten in Afrin einzusetzen. Vor allem bei den Luxemburger Muslimen, von denen viele die jahrelange Belagerung von Sarajewo miterlebt hätten, hoffe er da offene Türen einzurennen. Auch in der Luxemburger Bevölkerung sei die Erinnerung an die Jahre der Fremdherrschaft und Besetzung noch sehr bewusst, erklärte Erzbischof Hollerich.

Justice & Paix Generalsekretär Jean Louis Zeien versprach, sich auch bei den Luxemburger Politikern und Menschenrechtsgruppen für die Menschenrechte und den Schutz der Zivilisten in Afrin einzusetzen.

Bodo Bost

 
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