Ich mache dich zum Licht für die Völker

Die Präsenz der Kirche in der internationalen Gemeinschaft

„Ich mache dich zum Licht für die Völker“
Die Präsenz der Kirche in der internationalen Gemeinschaft

Prophetentext Jesaja 49,1-16

Fragen zur Lektüre in Gemeinschaft

  • Welcher Satz erstaunt mich oder spricht mich besonders an? Warum?
    • Was ist der Auftrag des Propheten?
    • Wer sind darin die Hauptbegünstigten?
    • Welches Gottesbild vermittelt uns diese Botschaft?

Zum besseren Verständnis von Jesaja 49,1-16

Die Verkündigung Deutero-Jesajas [1] findet am Ende des babylonischen Exils (um 538) statt. Die Deportierten sind verzweifelt, sie fühlen sich vom Herrn verlassen, von ihm vergessen. In dieser Situation kündigt der Prophet das kommende Heil an (V. 8), das bedeutet, die Befreiung vom babylonischen Joch und die Rückkehr ins Land, ebenso die Wiederherstellung Jerusalems und seines Tempels (vgl. 44,28). Jahwe, der befreiende Gott, wird einen neuen Exodus herbeiführen, indem er sein Volk aus den Schatten der Gefangenschaft herausführt (V. 9). Die Gestalt des „Knechtes“[ [ Der „Knecht“, dem der zweite Jesaja vier Gedichte widmet (42,1-9; 49,1-7; 50,4-11; 52,13-53,12), ist eine ambivalente Person: einerseits bezeichnet er den Propheten, der vom Geist Gottes erfüllt ist, um das Volk anzutreiben und zu lehren, und das gegen alle Widerstände, auf die er treffen wird. Andererseits verweist die Figur des Knechts auch auf das Volk Israel (49,3). Außerdem hat der Auftrag dieses „Knechtes“ eine universelle Bedeutung, weil er selbst der Bund ist und das Werk der Befreiung und des Heils für alle Nationen vollendet (42,6-7; 49,6). ]] , der dazu berufen ist, das „Licht der Völker“ zu sein, gibt dieser Befreiungstat Jahwes eine universelle Dimension.

Das Bild vom Hirten Jahwe, der seine Herde führt und sich um sie kümmert, war im Glauben Israels tief verwurzelt [2] . Gott führt sein Volk auf eine Art und Weise, die diesem zu einem Leben in Fülle verhilft: er ebnet die Wege, er versorgt es mit Essen und Trinken und er schützt es vor der Hitze (Vv. 10-11). Dieses Verhalten Jahwes wurzelt in dem Sein Gottes: Wenn auch eine Frau ihr Kind vergessen könnte, so verkündet der Herr seinem Volk: „Ich vergesse dich nicht“ (V. 15). Jahwe hat Israel unwiderruflich in seine Hände eingezeichnet und behält es ständig vor Augen (V. 16). Angesichts der Klage des Volkes über das Vergessen sein von Gott (V. 14), bekräftigt der Prophet erneut dessen konstante Gegenwart. Der Name, den Gott in seine Hände eingezeichnet hat, dient ihm als „Erinnerungszeichen“; und sich erinnern heißt, sich um jemanden zu kümmern. Daher ist das Volk auf ewig Gegenstand der göttlichen Fürsorge.

Diese Sorge Gottes für Israel ist das Paradigma seiner Fürsorge für alle Völker. Jahwe erinnert sich all seiner Armen (V. 13): jener, denen nicht das volle Recht zukommt, den Ausländern, Witwen, Waisen, Hungrigen, Obdachlosen, Nackten, Unterdrückten, Benachteiligten. Für all jene stellt Jahwe das Recht wieder her. In diesem Zusammenhang spielen der Prophet und das ganze Volk eine Mittlerrolle und geben eine Beispielfunktion ab: sie müssen die Ungerechtigkeiten anprangern und dafür sorgen, dass diese beseitigt werden.

Gaudium et Spes 89 im Licht von Jesaja 49,1-16

Fragen zum Leben in der Gemeinschaft

  • Welcher Satz erstaunt mich oder spricht mich besonders an? Warum?
    • Wie beleuchtet dieser Text Jesaja 49,1-16?
    • Inwiefern spricht dieser Text unsere heutigen christlichen Gemeinschaften an?

Aktualisierung

Als Sakrament Christi, „Licht der Völker“, ist die Kirche dazu berufen, das Evangelium allen Menschen zu verkünden (LG 1). Genauso, wie das „alte“ Gottesvolk dazu bestimmt war, dem Land „aufzuhelfen“ und „das verödete Erbe neu zu verteilen“, sieht sich nun die Kirche Christi, als neues Volk Gottes, mit einem neuen Auftrag inmitten der Gesellschaft betraut: sie muss dazu beitragen, den Frieden zu errichten und ein Fundament zu schaffen, das es allen Menschen erlaubt, in geschwisterlicher Gemeinschaft zu leben. Dies wurde ermöglicht durch die Tatsache, dass sie dank der Botschaft Jesu, den Willen Gottes erkennt, und ihn inmitten der Gesellschaft verkündet. Für das Konzil findet die Kirche ihr Ziel nicht in sich selbst, sondern im Dienst des Plans Gottes in der Welt, das heißt, im Aufbau einer Welt, hier und jetzt, ohne Arme, ohne Ausgeschlossene, ohne Ungerechtigkeit (Dtn 15,4).

Diese Verantwortung der Christen darf nicht vernachlässigt werden. Es geht um die Treue zum Evangelium und um den Auftrag der Kirche, die in der Welt ist, um das Evangelium zu verkünden ( Evangeli Nuntiandi 4). Gewiss, diese Tätigkeit ist nicht nur für die Christen reserviert, sondern sie liegt in der Verantwortlichkeit der gesamten Menschheit von heute und morgen. Darum bestehen die Konzilsväter auf die Wichtigkeit der „staatsbürgerlichen Erziehung“ der Jugendlichen. Ohne jene Frauen und Männer, die diese neue Menschheit bilden, würde die Zukunft der Welt ungewiss bleiben.

Bei dieser ehrenvollen Aufgabe kann die christliche Gemeinschaft auf Gott zählen, weil er „der Hirte“ ist, der sein Volk führt und beschützt, er ist „die Mutter“, die den Namen „ihres Kindes“ in ihre Hände eingezeichnet hat. Sich diesem bewusst, kann und muss sich die Kirche inmitten der „Gemeinschaft der Völker“ engagieren, an der Seite aller Männer und Frauen guten Willens, um sich „in den Dienst aller“ zu stellen.

[1Die Mehrheit der heutigen Bibelforscher stimmen darin überein, dass das Buch Jesaja eine Einheit aus ursprünglich drei Büchern ist, die aus unterschiedlichen Zeiten und von unterschiedlichen Verfassern stammen: der erste (Proto-)Jesaja (Kapitel 1-39; um 740-701 v.Chr.); der zweite (Deutero-)Jesaja (Kapitel 40-55; um 550-540 v.Chr.); und der dritte (Trito-)Jesaja (Kapitel 56-66; nach 539 v.Chr.).

[2Vgl. Ps 23; Mi 4, 6-8; Ez 34, 30-31.

 
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