ELVANGE, Elwingen, Elweng

1. Geschichtliches

Foto: © Marc Urhausen

• Région pastorale : Est
• Doyenné : Remich
• Paroisse “Dräilännereck Musel a Ganer Saint-Nicolas”
• Commune : Schengen
• Titre : Saint-Jean Baptiste, 24 juin
• Jour d’adoration : 2e dimanche de l’Avent
• GPS: 49.50566889496437, 6.315878153503033
l’église est ouverte: tous les jours de 10h00 à 16h00

Geschichtliches

Die Kirche von Elwingen

1570 Elvingen gehörte damals teils der Pfarrei Mondorf, teils der Pfarrei Gandern (Lothringen) an. Erwähnung einer dem Johannes-dem-Täufer geweihten Filialkirche mit einem Beinhaus und einem Friedhof.
1802 Die Pfarrei Elvingen wird eigenständig und erhält gleichzeitig das Nachbardorf Emeringen als Filiale.
1859 Grundsteinlegung der heutigen Kirche am 28. April 1859. Archtekt: Charles Arendt.

1860 Der Neubau wird benediziert.
1865 Inneneinrichtung der Kirche mit prachtvollen Holzschnitzereien. Kunstschreiner Jean Decker; Bildhauerwerkstatt Greeff.
1875 Konsekrierung der Pfarrkirche am 2. Juli durch Mgr. Nicolas Adames.
1914 Nicolas Brücher fertigt 1914 und 1927 die Vorlagen zu den wertvollen Glasfenstern an. Die Herstellung erfolgt in der Kunstglaserei Emil Simminge.
1930 Ausmalung des Innenraums durch Nicolas Brücher und seine Gehilfen.
1981 Restaurierungsarbeiten an der Aussenfasade sowie Wiederherstellung des ursprünglichen Turmes.
1996 Renovierung der Innenmalereien durch Jos. Heisbourg aus Filsdorf.
1998 Einweihung der Orgel aus der Manufaktur Ullrich Lohmann aus Hamm (BRD).
2003 Die Pfarrei Elvingen/Emeringen tritt dem Pfarrverband Mondorf bei.

 

ARCHIVALIE DES HISTORISCHEN ABRISSES ZU KIRCHE UND PFARREI ELVINGEN
(mit freunlicher Genehmigung des Diözesanarchivars)

Schreiben vom 24.09.1856
Schreiben vom 09.12.1856
Dokumente © Diözesanarchiv Luxemburg

DIE RESTAURIERTE KIRCHE VON ELVINGEN

Foto: © Marc Urhausen

Die Elvinger Pfarrkirche, die 1859 erbaut wurde, und seit jener Zeit im Dienst der 1803 staatlich und kirchlich errichteten Pfarrei St.-Johann steht, ist in mancher Hin­sicht für das religiös-kirchliche Kunsterbe Luxemburgs relevant.
Ihre neogotische Architektur, welche die Höhenlage der Ort­schaft prägt, geht zurück auf den aus Vianden gebürtigen Charles Arendt (1825-1910), der in seiner Eigenschaft als Distriktsarchitekt 1856 das Projekt für den Elvinger Kirchenbau aufstellte. Die Kirche entstand an der Stelle der abgetragenen Johanniskapelle, von welcher nur der Turmsockel erhalten blieb, um in den neuen Turmbau integriert zu werden. Über 65 Kirchen im Luxemburger Land sowie im benachbarten Trierer Raum stammen von Charles Arendt, die Elvinger Kirche gehört zu seinen ersten Bauwerken. Ihr gehen in zeitlicher Abfolge die Kirchen- oder Kapellenbau­ten von Vianden/Bildchen, Reichlingen, Beiler, Trintingen, Hostert/Lux., Bech-Kleinmacher und Eselborn voraus.
Mehrheitlich in neogotischer Formensprache außen und innen konzipiert, steht die von Charles Arendt geschaffene kirch­liche Architektur im Zeichen der breitgefächerten, seit dem Apostolischen Vikar Jean-Theodore Laurent (1841-1848) ein­geleiteten Erneuerung und Vertiefung des Pfarreilebens, dem im Aufbau der Seelsorge ein zentraler Stellenwert zukommt. Gekennzeichnet durch ein bewußtes Zurückgreifen auf den gotischen Baustil des Mittelalters, in welchem das 19. Jahrhun­dert die eigentliche christlich-kirchliche Baukultur erkannte, gehört die Anwendung der neogotischen Architektursprache zu den markanten zeitgenössischen Strömungen im kirchlichen Frömmigkeitsleben bis zum Vorabend des Ersten Weltkriegs. Es geht näherhin um eine Architektur, die dank ihrer Gestaltungs­prinzipien als unmittelbar religiös empfunden wurde und deren Innenräume durch eine reichhaltige und intensive Bildwelt geprägt sind. Letztere siedelt sich an auf den Altären und Kirchen­wänden oder in den Glasmalereien.

Foto: © Marc Urhausen

Für diese Bildwelt und die damit verbundene Frömmigkeits­praxis liefert der Innenraum der Elvinger Pfarrkirche, die 1875 konsekriert wurde, ein bezeichnendes Beispiel. Es handelt sich um ein breitgefächertes Ensemble, das schrittweise im Laufe der Jahrzehnte zusammengewachsen ist und in seiner ältesten Schicht aus dem Kunsterbe der früheren Johanniskapelle in Elvingen, das bis zum Ende des „Ancien Régime“ zur Pfarrei Mondorf gehörte, besteht. Die überkommenen barocken Kunst­zeugnisse aus dem 18. Jahrhundert sind deutlich profilierte Werke der bekannten Bildhauerwerkstatt Greeff aus Altwies. Zu nennen sind diesbezüglich die eindrucksvolle Kreuzigungsgruppe im Langhaus sowie die Statuen des Kirchenpatrons Johannes des Täufers, der Hl. Helena, der Hl. Margareta, des Erzmärtyrers Stephanus und des Hl. Hyacinthus. Die hohe Anzahl von Greeff­-Werken läßt darauf schließen, daß die Johanniskapelle über ein integrales Altarmobiliar aus der Greeff-Werkstatt verfügte und dieses Mobiliar nach dem Entstehen des Kirchenneubaus noch eine Zeitlang benutzt wurde.

Dokument Staatsarchiv Luxemburg

Die Signatur des Architekten beschränkt sich in der Elvinger Pfarrkirche nicht auf die Bausubstanz. Es war des öfteren ein Anliegen von Charles Arendt, eine einheitliche neogotische Aus­stattung für die neuen Kirchenräume vorzusehen und selbst die diesbezüglichen Projekte zu erstellen. So entstanden 1867 nach seinen Plänen Hochaltar und Predigtstuhl, die vom bekannten Kunstschreiner Jean Decker aus Mondorf, genannt „Älter­hännes“, in neogotischem Stil ausgeführt wurden. Auf dieselbe Werkstatt gehen die beiden Seitenaltäre sowie die zwei Beicht­stühle und der Taufstein zurück. 1892 wurde von Kunstschreiner Decker eine ebenfalls in neogotischem Stil konzipierte Wand­täfelung, die den gesamten Innenraum umschließt, verfertigt. Dank dieser Arbeiten, die der Architektur des Raumes durchaus entsprechen und zu welchen auch die Kreuzwegstationen von Maler Brandenburger gehören, zeichnet sich bis auf den heutigen Tag die Elvinger Pfarrkirche durch ein einheitliches neogotisches Mobiliar aus, welches
das Raumbild bestimmt und seinen kunst­geschichtlichen Stellenwert begründet.

Foto: © Marc Urhausen

Mit diesen schrittweise erfolgten Anschaffungen von Seiten des Kirchenrates war der Entstehungsprozeß des heutigen Raumbildes jedoch noch nicht abgeschlossen. Als durchaus glücklich muß die Feststellung bewertet werden, daß sämtliche Zutaten oder Er­gänzungen sich jeweils harmonisch und überzeugend in das vorhan­dene künstlerische Raumbild eingefügt haben. Sowohl die Werke des Künstlers Nicolas Brücher für seine Heimatpfarrkirche als auch das jüngst entstandene Orgelprospekt aus der Manufaktur Lohmann aus Hamm (BRD) illustrieren diesen Befund.

Staatsarchiv Luxemburg

In einem entscheidenden Ausmaß hat Nicolas Brücher (1874-1957) die Physiognomie der Elvinger Pfarrkirche bestimmt. In einer ersten Etappe schuf er 1914 und 1927 die Vorlagen der Farbfen­ster des Langhauses, die neutestamentliche Szenen darstellen, und die er in der bekannten Werkstatt Emil Simminger aus Luxemburg ausfüh­ren ließ. Die Fenster sind integraler Bestandteil des von Brücher für den Raum entwickelten Dekorationskonzepts. Aufgrund dieses Konzepts gehören die Fenster zur architekturbezogenen Bildkunst des Rau­mes, womit ein für die Glasmalerei und deren Integrierung im Kirchengebäude wichtiges Kriterium berücksichtigt wird.

In einer zweiten Etappe, die erst 1930 erfolgte, malte Nicolas Brücher mit seinen beiden Gehilfen Oscar Gasché und Michel Thiewels den Innenraum aus. Innerhalb der Liste der zahlreichen Wandmalereien des Künstlers bietet die Elvinger Pfarrkirche ei­nen interessanten Einblick in die näheren Kennzeichen seiner Schaffenswelt, deren Schwergewichte sich sowohl auf dem Gebiet der flächendeckenden und reich entwickelten Ornamentik als auch der monumental wirkenden Bildkompositionen situieren. Während im Formenrepertorium der rein ornamentalen oder dekorativen Flächen der Langhauswände deutliche Reminis­zenzen des Jugendstils mitschwingen, zeichnen sich die im Chorabschluß dargestellten Szenen durch eine reichhaltige Ikonographie aus, die namentlich in der näheren Charakterisie­rung der Heiligenwelt dank des Hervorstreichens der Attribute feststellbar ist. Zu dieser ikonographischen Charakterisierung ge­sellt sich eine ausgesprochene Individualisierung der Gesichts­züge, die im profilierten Porträtisierungstalent des Künstlers gründet. Wie kaum anderswo vermittelt die bauliche Beschaffen­heit des Abschlusses des Chorraumes das Erlebnis, das von den figurativen Kompositionen – Dreifaltigkeit, thronender Christus als Hohepriester und stehende Maria mit Kind – ausgelöst wird. Monumentalität und Feierlichkeit, verkörpert in einer eher hiera­tischen und farbenreichen Formensprache, verbinden sich, um sowohl den räumlichen als auch den glaubensmäßigen Hinter­grund für das liturgische Geschehen zu bilden.

Foto: © Marc Urhausen

Die theologischen Bildinspirationen der Chorraumausmalung von Nicolas Brücher gründen in Elvingen wie auch anderswo in Ausblicken auf die Liturgie, die im Himmlischen Jerusalem mit der Gemeinschaft der Heiligen gefeiert wird. Durch ein solches Bildprogramm wird dem Kirchenraum bewußt eine endzeitliche, in Hoffnung und Zuversicht verwurzelte Ausrichtung verliehen. Namentlich der regelmäßig angewandte Goldhintergrund, vor welchem sich die Figuren absetzen, weist auf diese, für das christ­liche Selbstverständnis bedeutungsvolle Orientierung hin.

Dank des ausgesprochenen Einfühlungsvermögens des Restaurators Jos Heisbourg aus Filsdorf kommt heute die von Nicolas Brücher beabsichtigte Raumwirkung erneut in aller Deutlichkeit und Geschlossenheit zum Tragen, ohne jedoch das Architekturgefüge selbst zu beeinträchtigen. Die von Gemeinde­verwaltung und Kirchenrat eingeleiteten und vom Kulturmini­sterium unterstützten Restaurierungsmaßnahmen situieren sich konsequent in der Weiterführung der im Lauf von 140 Jahren investierten Bemühungen, die jedesmal zur Bereicherung des Bauwerks beigetragen haben und in welchen sich der heutige künstlerische und kunstgeschichtliche Stellenwert der Elvinger Pfarrkirche manifestiert.

Michel SCHMITT
Diözesankonservator

(Der Artikel ist der Festschrift aus Anlass der Weihe der neuen Orgel entnommen.)


Der Anbetungstabernakel

Die Kirche Elvingen verfügt seit dem Jahr 2000 über einen Anbetungstabernakel, der auf dem Muttergottesaltar eingerichtet wurde.
Dieser ermöglicht es dem Besucher der Kirche über den ganzen Tag in würdiger Form dem Heiligen Sakrament im persönlichen Gebet zu begegnen.
Der Tabernakel kann vom Besucher zum Gebet geöffnet werden. Das Heilige Sakrament ist durch Panzerglas geschützt.

Foto: © Marc Urhausen

Die Kiche ist an jedem Tag von 10:00 bis 16:00 (im Sommer bis 18:00) Uhr geöffnet. Sie ist durch eine Alarmanlage gesichert.


Beschreibung der Kirche Elwingen und der Kapelle Emeringen als PDF-Datei

Por Elwéngen - Éimeréngen
Beschreibung

Bildarchiv Elvange

Weitere Links:
- Stiftung Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. Darstellungen und Beschreibungen der Glasfenster von Nicolas Brücher.
- Orgues.lu Beschreibung der Orgel der Pfarrkirche Elvingen


Toccata in e_Johann Pachelbel
Patrick Wilwert op der Uergel vun der Porkierch Elwéng (Manufaktur Ullrich Lohmann, Hamm BRD)
 
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