Ein Geschenk an die gesamte Menschheit

Gemeinsame Erklärung von Justice et Paix Luxembourg und Justice et Paix Europa anlässlich des 70. Jahrestages der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte

Vor 70 Jahren, am 10. Dezember 1948, unterzeichneten die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen in Paris die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Die Menschenrechte bestanden bereits vor diesem Datum und erst einige Jahrzehnte später brachte die Menschenrechtsbewegung sie in die breitere politische Debatte ein. Im Jahr 1948 wurden die Menschenrechte für universell erklärt und wurden somit zu einem Geschenk an die gesamte Menschheit. Aus diesem Grund ist es angebracht, das 70-jährige Bestehen zu feiern. Mit dieser Erklärung beabsichtigt die Konferenz der Europäischen Kommissionen Justice et Paix, zu denen Justice et Paix Luxemburg gehört, ihr Engagement für die Förderung der Menschenrechte, ihrer Unteilbarkeit und Universalität zu erneuern, insbesondere in dieser Zeit, wo sie mancherorts in Frage gestellt werden.

Der 70. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ist vor allem die Gelegenheit zu einer Erneuerung unseres persönlichen Engagements für die Menschenrechte. Dabei geht es nicht nur um die Verteidigung unserer eigenen Rechte, sondern auch um die Rechte des anderen. Der Einsatz für Menschenrechte ist für uns alle eine unverzichtbare Haltung des Menschen.

Die Feier des 70-jährigen Bestehens bedeutet auch, daran zu erinnern, dass die Anerkennung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte eine Verpflichtung für die politischen und öffentlichen Akteure auf allen Ebenen darstellt. Justice et Paix schätzt besonders die Werte, die der Europarat in der Europäischen Menschenrechtskonvention und die Europäischen Union in der Charta der Grundrechte zum Ausdruck gebracht hat.

Die Feier zum 70-jährigen Bestehen bietet die Gelegenheit, die gleichberechtigte Bedeutung sozialer Rechte sowie Grundfreiheiten und Menschenrechte zu bekräftigen. Die gegenseitige Abhängigkeit und Unteilbarkeit der Menschenrechte, wie sie insbesondere auf der Wiener Menschenrechtskonferenz (1993) geltend gemacht wird, ist auch in der katholischen Soziallehre von grundlegender Bedeutung. Neue gesellschaftliche Spaltungen in unseren Gesellschaften und populistische Politiktendenzen, die zum Teil damit verbunden ist, gilt es zu überwinden.

Die Feier des 70-jährigen Bestehens inspiriert uns außerdem dazu, unsere Forderung nach einem rechtsverbindlichen Text auf der Ebene der Vereinten Nationen zu erneuern, der die Aktivitäten transnationaler Konzerne und anderer Unternehmen im internationalen Menschenrechtsrecht regelt. In der Tat haben multinationale Unternehmen in den letzten Jahren eine beträchtliche wirtschaftliche und auch politische Macht erlangt, was mit einer erhöhten Verantwortung ihrerseits für die uneingeschränkte Achtung des gesamten Korpus der Menschenrechte bei all ihren wirtschaftlichen Aktivitäten einhergeht.

Wenn wir das 70. Jubiläum feiern, werden wir auch auf neue Formen der Verletzung der Menschenwürde in unserer sich schnell verändernden Welt aufmerksam. In Übereinstimmung mit der Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus fordern wir die uneingeschränkte Anerkennung eines universellen Rechts auf Wasser und sanitäre Einrichtungen. Wasser ist die Quelle aller Lebensformen, und wenn man den Menschen den Zugang zu sauberem Wasser verwehrt, so ist das Recht auf Leben verweigert. Andere Menschenrechte im Bereich Umwelt könnten in der Zukunft in Anlehnung an die sozialen Menschenrechte definiert werden, angefangen mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte selbst, die bereits das Recht auf soziale Sicherheit, das Recht auf Arbeit, das Recht auf Erholung und Freizeit, einen angemessenen Lebensstandard sowie das Recht auf Bildung anerkannt hat.

Das 70. Jubiläum zu feiern, ist daher zugleich eine Erneuerung unseres Engagements für soziale Gleichheit, bezahlbaren Wohnraum, Beschäftigung, ein gesundes Leben und Gastfreundschaft für Menschen, die in existenzieller Not sind. Es inspiriert unser Engagement für die Meinungs- und Religionsfreiheit, für die Demokratie und für das Gemeinwohl. Es fordert uns auf, unseren Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und verschärfte Formen des Nationalismus zu verstärken.

Um das 70. Jubiläum zu feiern, muss auch anerkannt werden, dass die Menschenrechte sowohl national als auch weltweit ein starkes moralisches Fundament benötigen. Die konkrete Praxis der Achtung der Menschenwürde durch Einzelpersonen, die Zivilgesellschaft, die Kirchen und andere Institutionen ist eine Voraussetzung für die gesetzlichen Bestimmungen, die die Menschenrechte untermauern.

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte selbst bleibt ein wegweisendes Geschenk für die gesamte Menschheit.

 
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